Sed vitam discemus

„Non scholam sed vitam discemus“ sagen die alten Lateiner, wenn es darum geht, völlig unsinnige Lehrinhalte zu vermitteln. Wir bemühen uns nicht für die Schule, sondern für das Leben. Ähnlich scheint es nun auch mit dem Ausbau der staatlich geforderten und geförderten Kindergarten- und Krippenplätze zu laufen: Alleine die Existenz von mehr KinderaufbewahrungsstättenKinderbetreuungsstätten führt nicht dazu, dass die Mütter nun alle dem Arbeitsmarkt zur freien Verfügung stehen.

Einem Artikel der FAZ zu Folge haben norwegische Wissenschaftler, deren vorbildliches Kinderbetreuungssystem uns hartgesottenen Deutschen, die den Müttern ja gerne den Einstieg in die Berufstätigkeit erschweren, vorgehalten wird, haben also die Wissenschaftler anhand einer langfrisitgen Untersuchung herausgefunden, dass dem nicht so ist: Ein ausgebautes Kinderbetreuungssystem hat keinen signifikanten Einfluss auf die Entscheidung der Mütter, wieder einer Beschäftigung nachzugehen1.

Durch die Einrichtung von 17.500 Betreuungsplätzen seien nur 765 Mütter dazu gebracht worden, eine bezahlte Tätigkeit anzunehmen. […] Der starke Ausbau der staatlich organisierten Betreuung in Norwegen zwischen 1972 und 1996 könne nur rund vier der 55 Prozentpunkte des Anstiegs der Erwerbsquote von Müttern in dieser Zeit erklären.

Was sagen wir dazu? Wir schmeißen Milliarden auf die Kleinen und sie danken es uns nicht mit volkswirtschaftlichem Nutzen? Undankbare Brut!

Nein, sagt die Studie: der Ausbau der Kinderbetreuung habe langfristige Folgen für die Gesellschaft, denn sie schaffe eine bessere Integration der Kinder, die sonst aufgrund ihrer Herkunft keine Chance auf Integration hätten. Mit anderen Worten: bevor man die Eltern zuschmeißt mit Unterstützung, sollte man ihre Kinder lieber direkt unterstützen. Die Frage ist jetzt eher: wollen das auch die Firmenchefs und Politiker? Was sollen die später ohne ihre „Epsilons“2?


  1. Ich drücke das mal so aus, denn auch Hausarbeit und Kinderbetreuung ist Arbeit, wenn auch keine bezahlte. 

  2. Die Bezeichnung für die niedrigste Kaste in „Schöne Neue Welt“ von Aldous Huxley, 1932 

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