Redaktionssysteme: Es ist aufgetragen!

Mehrsprachigkeit

Durch die europäische Gesetzgebung forciert ist seit wenigen Jahren ein weiteres Betätigungsfeld auf die Redakteure zugekommen, auf dem sie mit einem Redaktionssystem besonders glänzen können: die Übersetzung.

Nur noch Kleinstdokumentationen und Einzelfertigungen für den heimischen Markt kommen um das Problem der Übersetzung in die Landessprache herum, denn schon im benachbarten Ausland muss das dort vertriebene Produkt von einer Dokumentation in Landessprache begleitet werden. Das ist nicht nur richtig und sinnvoll, sondern Gesetz. Schließlich soll ja auch in Frankreich oder Polen niemand zu Schaden kommen, nur weil er die Warnhinweise nicht lesen und verstehen konnte.

Translation Memory„Ein Übersetzungsspeicher (auch Übersetzungsarchiv; engl. translation memory, abgekürzt TM) ist eine Datenbank mit strukturierten Übersetzungen, die die Hauptkomponente von Anwendungen zur rechnerunterstützten Übersetzung (Computer-aided translation, abgekürzt CAT) darstellt.

[…] Ein Übersetzungsspeicher erfordert eine aufwändige Vor- und Nachbereitung sowie Datenpflege und bietet daher nur dann eine Erleichterung und Effizienzsteigerung, wenn immer wieder längere und gleichlautende Gebrauchstexte übersetzt werden (zum Beispiel Verträge, Bedienungsanleitungen, Wetterberichte). Bei kurzen Gelegenheitsübersetzungen und wechselnden Formulierungen ist der Aufwand für Vor- und Nachbereitung zu hoch und die Ausbeute an verwertbaren Datenbankeintragungen zu gering. TM-Systeme, die Funktionen zum Projektmanagement enthalten, erlauben das gleichzeitige Übersetzen langer Texte durch verschiedene Übersetzer unter Wahrung der terminologischen und stilistischen Konsistenz (Einheitlichkeit).“ (wikipedia)

Ein Redaktionssystem, das an ein „Translation Memory System“ (TMS, siehe rechts) angeschlossen ist, verwaltet dieses Problem gleich mit. Redaktionssysteme verfügen nämlich über die Möglichkeit, Sprachversionen zu verwalten. Wenn also ein Informationsknoten in Deutsch (als Quellsprache) verfasst wird, kann das System überprüfen und anzeigen, ob ein entsprechender Informationsknoten auch in anderen Sprachen vorliegt und auf welchem Stand er ist: Hat schon eine Übersetzung in die Zielsprache stattgefunden, ist sie veraltet oder ist sie aktuell? Oder wird sie vielleicht gerade übersetzt? (Im letzten Fall sollte man sich natürlich hüten, den Knoten nachträglich zu ändern, weil dann die aktuelle Übersetzung wieder veraltet ist.)

Auf diese Weise passt zwischen die aktuelle Fassung in der Quellsprache und die Ausgabe in der Zielsprache kein Blatt. Das System ist sogar in der Lage, nur die Informationsknoten zu erkennen, die geändert wurden und nur diese wieder in den Übersetzungslauf zu schicken, was langfristig zu enormen Einsparungen bei den Übersetzungskosten führt. Auch wenn dies aus betriebswirtschaftlicher Sicht vielleicht der entscheidende „Killerfaktor“ sein mag, so hat dies auch redaktionell viele Vorteile, vor allem den der kürzeren Laufzeiten zwischen Freigabe und Ausgabe.

Denn auch hier sind die Systeme eisenhart: was nicht übersetzungstechnisch als aktuell erkannt wird, wird einfach nicht publiziert. Ohne wenn und aber. Dass dies natürlich eine enge Anbindung an einen Übersetzungsdienstleister und einen hohen Abstimmungsgrad erfordert, ist ein anderes Thema.

Fazit

Hat man sich einmal daran gewöhnt, fällt es sehr schwer, ohne ein Redaktionssystem zu arbeiten, denn die zahlreichen Verwaltungsschritte, die ein sauber definiertes und konfiguriertes System dem Redakteur abnimmt, muss er dann wieder „zu Fuß“ erledigen, was einerseits die Fehlerquote und die Bearbeitungszeit erhöht, und andererseits auch die Datenhaltungs- und Ausgabe-Sicherheit nimmt, die das System bietet. Der Aufwand für komplexere Dokumentationen im Anlagen- und Sondermaschinenbau sind ohne ein Redaktionssystem eigentlich nicht mehr vernünftig zu bewältigen. In diesem Industriezweig (und streng genommen im ganzen Maschinenbau) ist die Schmerzgrenze der manuellen Erstellung umfangreicher Dokumentationen sehr schnell erreicht. Die manchmal anzutreffende Annahme, man könne dies durch ein paar zusätzliche Redakteure auch abfangen, geht an der Tatsache vorbei, dass Ausgabesicherheit und Termintreue entscheidende betriebswirtschaftlich Vorteile sind. Deutschland ist schließlich kein Niedriglohnland.

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