JIRA: Das Monster der Aufgabenverwaltung 04.08.202425.08.2024 Fun Fact: Der Name des Programms leitet sich tatsächlich von der japanischen Schreibweise „Gojira“ für Godzilla ab. Das ist aber nicht die einzige Ähnlichkeit: Das Programm ist nämlich zu allem fähig. Technische Redaktionen ähneln der berüchtigten Straßenkreuzung in Shibuya, Tokyo: es herrscht Betriebsamkeit, ständig kommen neue Aufgaben herein, Termine werden von „sportlich“ auf „unhaltbar“ verschoben, Chaos und Fehler sind vorprogrammiert, die Software zickt, Kollegen fallen aus, Mitarbeiter:innen müssen mühsam hinter dem Produktwissen herlaufen, Produkte werden angekündigt und dann doch wieder abgesagt – es gibt keine Ordnung, alles rennt kopflos durcheinander. Die Produktivität fällt ins Bodenlose… Das führt dann meist dazu, dass die Beteiligten einen Siloblick bekommen und nur noch ihren eigenen Aufgabenbereich sehen, weil sie schon Mühe haben, alleine damit zurecht zu kommen. Der Blick für das ganze Dokumentationsprodukt geht verloren. Das wird zusätzlich dadurch verschärft, dass technische Redakteur:innen dafür berüchtigt sind, lieber zweimal zu tippen als einmal zu planen. Und ein wachsender Termindruck wirkt da eher kontraproduktiv. 🙁 In diesem Blog habe ich bereits mehrere „Werkzeuge“ vorgestellt, die bei der Strukturierung der Arbeit helfen können, ohne dass dabei die eigentliche Tätigkeit auf der Strecke bleibt. 1 Zu diesen Tools gehört das „GTD-Konzept“, aber auch Verwaltungstools für das Aufgabenmanagement wie „OmniFocus“ und „Taskworld“. Im folgenden Text stelle ich nun das Monster des Taskmanagements vor: JIRA. Die größe Schwierigkeit bei jedem Aufgabenmanagement besteht darin, ihm zu vertrauen. Klingt komisch, aber viele Kolleg:innen versuchen sich im mentalen Spagat, ihr Gehirn gleichzeitig als Hammer und als Nagel zu verwenden: das Gehirn ist in der Lage, komplexe Zusammenhänge schnell zu erfassen und voranzutreiben (Hammer) und wird parallel benutzt, um die Dinge zu speichern, festzuhalten (Nagel). Sie versuchen, eine verständliche Anleitung zum Keilriemenwechsel (nur ein Beispiel) aus Text, Bild, Sicherheitshinweisen und Tabellen aufzusetzen und wollen gleichzeitig den Ablageort des Bildes, den Besprechungstermin und die danach folgenden Schritte im Kopf behalten. Das ist der direkte Weg vor die Wand. Epics, Tasks und Issues In einem Programm wie JIRA gibt es für jede Tätigkeit oder jeden Prozess – also für alles, was bei GTD die „Dinge“ sind – so genannte „Issues“. Ein Issue ist einfach etwas, das getan werden muss. Ein Issue mit untergeordneten Issues, hier ein Epic mit Tasks. Klar umrissene Projekte eignen sich sehr gut dazu, als Epic angelegt zu werden, ein Handbuch beispielsweise. Software as a Service Es ist natürlich wenig zielführend, diese Organisation der Aufgaben in einem lokalen Excel- oder Word-Dokument unterzubringen, da darauf meist nicht alle Beteiligten Zugriff haben und sich der Prozess auch nicht gut verfolgen und auswerten lässt. 2 JIRA wird daher als webbasierte Lösung angeboten: entweder als Cloud-basierte Lösung (DSGVO-kompatibel) oder „On premise“, d.h. auf den Servern des Unternehmens. Letzteres ist eher etwas für die großen Player, die das Tool international einsetzen und über eine IT-Landschaft verfügen, die das auch verwalten kann. Die Cloud-Lösung ist für kleine Unternehmen oder Abteilungen sinnvoller und relativ günstig: für 12,50€ pro Monat bekommt man eine Menge Funktionen, die den gesamten Verwaltungsprozess abdecken. Berechtigungen Prinzipiell gibt es zwei unterschiedliche Berechtigungsstufen: die User, die ihre Aufgaben aufrufen, anlegen und abhaken, sobald sie erledigt sind, und die Administrator:innen, die die User verwalten und Aufgaben zuteilen. Arbeiten mit JIRA "Ich habe keine Zeit für sowas, ich muss arbeiten." Ein Dashboard (Beispiel) mit einer langen Liste der anstehenden Aufgaben in der linken Spalte, die aktuell bearbeiteten Projekte in der oberen Kachel rechts und einer Art „Burn-Down-Chart“ unten rechts. Jede Kachel lässt sich bei Bedarf auf- oder zuklappen. Jedes Issue besitzt eine eindeutige Kennziffer, die fortlaufend vergeben wird, sobald ein Issue angelegt wird. Diese Issue-Nummer ist mit dem Epic oder dem Task bzw. Subtask verknüpft, so dass ein Klick darauf die gesamte Information zur gewählten Aufgabe anzeigt. Der Sinn der Aufgabenverwaltung ist es nicht, die User mit noch mehr Jobs zuzuschütten, sondern ihnen einen schnellen Überblick zu geben, welche Aufgaben wann für sie anstehen und was sie dazu wissen müssen. Zu diesem Zweck lassen sich in Jira benutzerspezifische „Dashboards“ mit beliebig vielen Informationskacheln einrichten, die an die Anforderungen angepasst werden können. Die Ansicht einer Aufgabe: zu welchem Epic gehört sie, welche zusätzlichen Informationen sind vorhanden, was ist die Aufgabe, gibt es Rückfragen, wann ist sie fällig und wer soll sie erledigen. Sobald die Aufgabe übernommen wird, muss sie vom User auf „In Progress“ gestellt werden. Dadurch wird sie auch im Dashboard in der entsprechenden Kachel angezeigt. Ist die Aufgabe erledigt, muss sie vom User auf „Erledigt“ gesetzt werden und die benötigte Zeit wird eingetragen. Mehr gibt es dazu nicht zu tun. Das Issue wird aus der Liste der anstehenden Aufgaben herausgenommen (aber nicht gelöscht), und der Projektstatus und ‑fortschritt wird angepasst. Die Ansicht für Chefs: hier sieht man den Status aller Projekte, wer an welchen Projekten arbeitet und wie viel Zeit dafür bislang aufgewendet wurde. Außerdem eine Kalenderansicht für die Fälligkeitsdaten der Issues. Das Sahnehäubchen: die Suche Es mag sehr schnell sehr voll werden in dieser Verwaltung: mehrere 1000 Issues kommen da in einem Jahr mitunter zusammen. Das darf aber nicht schocken, denn JIRA verfügt über eine exzellente Suchfunktion, mit der sich der gesamte Bestand anhand der einzelnen Datenbausteinen durchsuchen lässt: Ob Label, Nummer, User, Status etc. – auch miteinander kombiniert („Welche Projekte hat User X hat im Dezember fertiggestellt?“) kann der gesamte Bestand „on the fly“ durchkämmt werden. Die Suche ist wieselflink und sehr einfach zu handhaben. Ein Überstreichen der gefundenen Issues zeigt eine Beschreibung an, so dass es nicht in eine Klickerorgie ausartet… Fazit Auch wenn die Einrichtung einer Aufgabenverwaltung am Anfang etwas Hirnschmalz einfordert, ist sie für die User sehr einfach zu verwenden und hält nicht vom Arbeiten ab, sondern ergänzt die individuellen Tätigkeiten, damit auch eine Teamarbeit möglich ist, ohne sich ständig gegenseitig am Schreibtisch zu belagern. Für Admins: beim Einrichten ist es sehr hilfreich, sich die tatsächlichen Prozesse und benötigten Informationen strukturiert zurecht zu legen. Dann ist JIRA auch schnell eingerichtet.. Bildquelle: https://www.slashfilm.com/wp/wp-content/images/godzilla-2014.jpg Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass Redakteur:innen, die sehr gut ihre Produkte dokumentieren können, gleichzeitig so schlecht in der Arbeitsorganisaton sind: entweder man versucht jedes Problem mit Zetteln zu lösen oder mit Office-Dokumenten. Beide Wege enden meist nach wenigen Monaten im Dickicht, weil sie keinen nachhaltigen Überblick herstellen, sondern nur die Textmenge vermehren. ↩︎Gerade die Auswertung ist eines der wesentlichen Bestandteile eines Projektmanagements: um nicht den gleichen Aufwand immer wieder treiben zu müssen oder gar nicht zu wissen, welcher Aufwand getrieben wurde – womit die Planung zum Ratespiel wird – können in JIRA die einzelnen Felder ausgewertet werden. ↩︎Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … praxistipps technische dokumentation tools AufgabenverwaltungProjektmanagementRedaktion
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