Auf dem Weg zum CMS: Die Tour der Leiden 27.11.2009 CMS, „Content Management Systeme“, sind seit Jahren aus der Diskussion und den einschlägigen Internetforen nicht mehr wegzudenken. Sie werden als kosteneffizient und Ressourcen schonend bezeichnet, gelten als das Allheilmittel einer chronisch personell und finanziell unterprivilegierten Schicht von Angestellten und Dienstleistern. Sogar betriebswirtschaftliche Argumente müssen für die Anschaffung herhalten, obwohl diejenigen, die das Produkt bezahlen, selten auch diejenigen sind, die es benutzen. Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Content Management Systeme für die unterschiedlichsten Anforderungen. Allgemein sind CMS für Websites, also beispielsweise zum Bloggen oder zur Verwaltung der eigenen Homepage. Diese sind meist kostenlos, aber ausschließlich auf HTML ausgerichtet, und daher für komplexe Redaktionenssysteme nicht geeignet, obwohl es dort auch möglich sein könnte, über die XML-Ausgabe verwertbare Inhalte für die Technische Dokumentation zu erhalten. Echte CMS für die technische Dokumentation spielen jedoch in einer ganz anderen Liga und erfordern entsprechend umfangreiche Vorbereitungen. Die folgenden Gedanken sind aber nicht als Für und Wider zu den unterschiedlichen Typen des CMS zu sehen, sondern eine grundsätzliche Frage des „ob überhaupt“. Die Anspielung im Titel ist daher durchaus gewollt: wie auch das berühmt berüchtigte Radrennen spielen bei einem CMS mehrere Faktoren eine wichtige Rolle: das Geld, die Technologie, das Image, die Logistik und ganz hinten sogar mal das Personal – in dem Fall der Anwender. Und gerade der finanzielle Aspekt bringt ein CMS meist zu Fall, denn hier geht es um Summen im sechs-stelligen Bereich. Um diese Investition zu rechtfertigen, muss man allerdings das Pferd von hinten aufzäumen: Wohin soll die Reise gehen? Wie soll das Ergebnis aussehen? Da es darüber hinaus auch einige Bergetappen zu bewältigen gilt und mögliche Ausfälle und Schwierigkeiten bereits in der Vorbereitung auftauchen können, gilt es, bereits im Vorfeld der Entscheidung die Strecke abzuschätzen und das Material vorzubereiten. Geschrieben ist schnell Fangen wir also mal ganz hinten an, bei dem, was so „abfällt“: die Dokumentation. Denn eigentlich, und das mag für manchen eingefleischten Technischen Redakteur hart klingen, ist die technische Dokumentation – ob Stücklisten oder Handbücher, Datenblätter oder Wartungsanleitungen – nur das Abfallprodukt einer langen Kette von Informationen, die gesammelt, ausgewertet, zusammen gestellt und überarbeitet werden müssen. In diesem Kontext der unterschiedlichen Anforderungen, Quellen und Einflussfaktoren nimmt das eigentliche „Schreiben“, also Fixieren von Informationen, nur einen recht geringen Bereich ein. Eigentlich ist der Käse meist schon gerollt, bevor die ersten Seiten geschrieben werden. Denn zuvor sind wichtige Rahmenbedingungen zu klären, die nicht technologisch in den Griff zu bekommen sind: Welcher Art soll die Dokumentation sein? Soll es eine Anleitung für einen Laien sein, eine Stückliste, eine produktorientierte Dokumentation, die genau auf den Kunden und seine Bestellung zugeschnitten ist, oder eine allgemeine Anleitung, in der sich jeder die für ihn relevanten Abschnitt zusammensuchen muss? Wer liefert die Informationen und wer überprüft, wer zeichnet frei und wer beaufsichtigt bei Änderungen die Vollständigkeit? Wie sind die Prozesse bei der Erfassung von Produkten und bei Änderungen definiert? Gibt es Änderungszyklen? Wie erfährt der Redakteur, ob und welche Änderungen stattgefunden haben (oder erst stattfinden sollen)? Wer hat Zugriff auf die fertigen Dateien? Wie werden die Ressourcen verwaltet: Kapazitätsplanung, Budgetplanung, Terminierung? Wie werden die Prozesse synchronisiert und überwacht? Von wem werden sie überwacht? Und wer hat die Entscheidungsgewalt, wenn in der Fertigung oder der Programmierung von dem Produktspezifikationen abgewichen wird und die Dokumentation das auch berücksichtigen soll? Wie sind die personellen und kognitiven Kapazitäten in der Dokumentation selbst verteilt? Gibt es genügend Mitarbeiter, die in der Lage sind, auch ein abstraktes Dokumentationsmodell wie ein CMS mitzutragen? Oder wird einfach die altbekannte Arbeitsweise einfach übergestülpt und damit jede Änderung in der Dokumenterstellung ad absurdum geführt? Wie ist die Unterstützung durch die Unternehmensleitung oder den Auftraggeber? Verspricht er sich davon lediglich Rationalisierungseffekte (die wahrscheinlich erst nach vielen Zyklen eintreten können)? Sind ihm die schon vorhandenen Dokumentationsprozesse bekannt? Und wie hoch sind die tatsächlichen Einsparungen gegenüber der bisherigen Arbeitsweise? Und zu guter Letzt: wie sind die Alternativkosten? Welchen Aufwand verschlingt die Einführung und Umsetzung eines CMS im Gegensatz zu einer logistischen Verbesserung des Status Quo? Mit anderen Worten: geht es vielleicht auch einfacher? Die Erfahrungen bei der Einführung eines CMS sind oft niederschmetternd: in der unbegründeten Hoffnung, organisatorische Defizite und konzeptionelle Lücken in der Dokumentation mit Hilfe der Technik zu lösen, stolpern viele Systeme über die Realität. Ihr enormes Potenzial – das sie ja tatsächlich besitzen – wird nicht ausgenutzt, weil sie auf wackligen Beinen stehen müssen. So als ob man mit teurem Material an der Tour mitfahren will, aber am Straßenrand übernachten muss. Alternative: Brainware Ohne auf das Potenzial eines CMS einzugehen, denn so gebündelt ist ein Dokumenten- und Produktionsmanagement ohne CMS kaum zu erreichen, stellt sich doch die Frage, ob man nicht lieber an den Hindernissen im Umfeld der Dokumentation Hand anlegen sollte, statt (oder bevor) ein CMS eingeführt wird. Denn ein Dokumentenmanagement und auch eine Inhaltsverwaltung lässt sich schon weitgehend mit einfachen Mitteln erreichen: ein stringentes und schlüssiges Dateiablagesystem ein Berechtigungskonzept für Verzeichniszugriffe klare Aufgabenverteilung und definierte Korrekturläufe verständliche Namenskonventionen vorausschauende Modularisierung der Informationsbausteine klare Projektspezifikationen einheitliche Prozessdefinitionen motivierte und ausgebildete Mitarbeiter definiertes Änderungsmanagement Wenn diese Punkte alle erfüllt sind, dann wird es allmählich Zeit, über ein CMS nachzudenken. Sonst scheitert das Ganze schon bei der ersten Bergwertung. 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