Web-Applikationen: Wo die Acrobaten turnen 30.01.201021.02.2022 Nachdem sich der erste Teil damit beschäftigt hatte, was Web-Applikationen sind (oder sein können), sollen in den nun folgenden Abschnitten einige jener Applikationen näher beleuchtet werden. Zunächst aber sollte eine einfache Unterscheidung erfolgen, und zwar nach der Richtung „aus dem Internet“ und „hinein ins Internet“. Was bedeutet das? Raus … Auch wenn sich diese Unterscheidung merkwürdig anhört, so ist sie für die folgenden Abschnitte aussagekräftig genug. Es gibt Web-Applikationen, die hauptsächlich im Internet existieren, sie brauchen keine Software auf dem Rechner um zu funktionieren und stammen meist von Unternehmen, die gar keine Programme für ein Betriebssystem herstellen. Sie leben im Netz. Dazu zählt beispielsweise Googles Text & Tabellen. Auch wenn die Presse in helle Aufregung geriet, als Google im letzten Herbst ein eigenes Betriebssystem ankündigte, so erweist sich dies – Grundkenntnisse vorausgesetzt – mitnichten um ein „Betriebssystem“, also eine Kiste voller Programmroutinen, die zwischen Applikationen und der Hardware vermitteln, sondern als ein Browser, der alle Register zieht, die ihm das Betriebssystem zur Verfügung stellt. Dabei laufen alle Programme im Browser und damit im Internet auf einem entfernten Server. Selbst die erstellten Dokumente liegen dort. Der PC ist nur noch ein Ein- und Ausgabegerät, die „elektronische Datenverarbeitung“ findet woanders statt. Mittlerweile gibt es zahlreiche kleine Web-Applikationen, die genau dies auch anbieten: von der Buchhaltung über Projektmanagement bis hin zum „Schuhkarton“ für Bilder: Sind die Daten erst einmal auf dem Server, können sie dort verschoben, geändert, kommentiert, verschickt oder gelöscht werden, auch wenn das lokale Pendant schon lange nicht mehr existiert. Im Browser bei der Erstellung einer Präsentation auf die Farbschemata von Kuler zuzugreifen, verbessert die Konsistenz des Erscheinungsbildes. … oder rein Auf der anderen Seite stehen Web-Applikationen, die ein starke Verankerung in bereits bestehende Schreibtischrechner-Programme besitzen. Für sie ist das Internet eine Erweiterung – meist um die zahlreichen Möglichkeiten, die das Internet als Kommunikationsnetz nutzt. Das Internet als eine Art Telefonschnittstelle, um an Informationen heranzukommen (und diese auch bereit zu stellen) und wieder in die lokal gelagerten Daten einzubauen. Zur Bearbeitung im Internet eignen sich diese Web-Applikationen nur begrenzt. Zu dieser Kategorie zählt beispielsweise acrobat.com von Adobe, das bezeichnenderweise den selben Namen wie das große Programm trägt, aber auch kleinere Seiten wieiWork.com von Apple oder Office Live von Microsoft. Sie fallen unter „rein“ und sollen die Zusammenarbeit räumlich getrennter Kommunikationspartner verbessern. Dazu wird das Dokument meist lokal mit einem Programm erstellt, bevor es zum Kommentieren an die Partner auf den Server geladen wird. Danach wird es dann wieder lokal gespeichert und fertig gestellt. Manchmal bieten diese Programme auch beschränkte Möglichkeiten, direkt im Internet Texte oder Tabellen zu erstellen, aber im Vergleich zu ihren lokal installierten großen Geschwistern ist dies doch recht begrenzt. Acrobat.com Aus der Kategorie „rein“ stammt die von Adobe ins Leben gerufene und teilweise als Spielwiese für die eigene Scripting-Plattform Flash und Flex benutzte Website acrobat.com. Sie bietet dem Benutzer vier Grundfunktionen: die Online-Erstellung von PDF (kostenlos allerdings nur sehr begrenzt nutzbar), Datenaustausch und ‑speicherung (letzteres kostenlos nur begrenzt nutzbar), Internetkonferenz (über den „Adobe Connect“-Dienst) und eine rudimentäre Erstellung und Bearbeitung einfacher Office-Dokumente wie Texte, Tabellen und Präsentationen. Die Website ist seit Verlassen des Beta-Stadiums im letzten Herbst ganz klar für die Zusammenarbeit konzipiert – Zusammenarbeit mit anderen Benutzern von Adobe-Produkten natürlich. Diese Funktionen beherrscht sie hervorragend. Verständlich, dass die Bereitstellung eines Onlne-PDF-Konverters sich zwar nett anhört, aber eigentlich ziemlich sinnlos ist, da die meisten Kunden von Adobe den Adobe Acrobat in einer „Pro“-Version bereits auf ihrem Rechner haben und dort weitaus mehr aus ihm herausholen können. Angenehmer und zielführender ist da schon der Dokumentaustausch, auch wenn das Volumen auf 5 GB begrenzt ist (und nicht erweiterbar wie bei der Konkurrenz). Für ein gemeinsames Projekt sollte dies aber genügen, denn als Archivierungslaufwerk will Adobe seine Server nicht missbraucht sehen, immerhin ist es ja kostenlos. Prinzipiell lassen sich alle Dokumente auf den Server laden, die der Kommunikation dienen, nicht erlaubt sind Systemdateien und Applikationen, Scripts, Audio und Videoformate, die einen Kopierschutz enthalten könnten und Schriften, für die das Gleiche gilt. Der Vorteil des Austauschs ist banal: statt an mehrere Benutzer eine E‑Mail mit Attachment zu schicken, was die Zahl der Kopien erhöht, die Verwirrung vergrößern kann und die Server belastet, wird das Dokument auf den Server kopiert und die Benutzer erhalten nur einen Link. Sie benötigen dazu keinen eigenen Adobe-Account sofern das Dokument offen ist, also „ungeschützt“ auf dem Server liegt. Für einen benutzergesteuerten Datenaustausch aber muss man sich kostenlos registrieren. Praktisch Dieser Dreh aber ist ein ganz besonderes Feature für Nutzer der Versionen 8 und 9 des Adobe Acrobat: die PDF ist der Container für Kommentare, Korrekturen, Ergänzungen und Versionierung. Zum Beispiel so: Eine PDF, mit Framemaker 9 erstellt, wird auf den Server kopiert und für die Bearbeitung durch bestimmte Benutzer freigegeben, direkt aus Acrobat heraus. Diese laden sich eine lokale Kopie herunter, versehen sie mit ihren Kommentaren und gleichen diese dann mit der Datei auf dem Server ab, Dabei erhalten sie gleichzeitig die vorliegenden Kommentare der anderen Benutzer. Zu einem vom ursprünglichen Ersteller festgelegten Zeitpunkt wird dieser Abgleich unterbunden und der Besitzer kann sich die PDF wieder holen. Mit Framemaker 9 kann er (sofern er die Datei nicht in der Zwischenzeit geändert hat) die Kommentare direkt in sein Framemaker-Dokument holen und dort annehmen, verwerfen oder bearbeiten. (Dies funktioniert zwar mit jedem Server, allerdings müssen dort die Zugriffsberechtigungen separat angelegt und verwaltet werden.) Das zweite Highlight ist die Einbettung von Adobe ConnectNow, eine Internet-Meeting-Applikation auf Flash-Basis, die beispielsweise für Webinare (bei mehr als 3 Teilnehmern „Connect Pro“ kostenpflichtig) und Schulungen eingesetzt werden kann, indem man den Computer des Gegenübers übernimmt (nach dessen Einwilligung) und fernsteuert oder auch die eigene Videokamera mitlaufen lässt. Die Qualität ist allerdings durchschnittlich und setzt eine sehr flotte Internetverbindung voraus. Der Rest Ständig ausgebaut von Adobe wird der Bereich der „Online Office“ Applikationen. Dies ist eigentlich auch der Bereich, der eine direkte Gegenüberstellung mit Google Text & Tabellen verträgt. Es lassen sich Textdokumente, Tabellenkalkulationen einfacher Natur und Präsentationen erstellen. Diese Funktionen sind allerdings noch ständig in Arbeit, so dass ich auch nach längerem Suchen beispielsweise keinen „zurück“-Schalter finden konnte. Hier scheint man bei Adobe noch zu sehr in die beschränkten Möglichkeiten des eigenen Flex-Frameworks zu vertrauen. Da ist eine große Baustelle, die für den produktiven Einsatz (außer der Erstellung eines einfachen Textdokuments) kaum zu empfehlen ist. Fazit Googles Erscheinungsbild ist puristisch und funktionell, bei Adobe aber sieht es auch gut aus. Man merkt deutlich, dass diese Firma die DTP-Revolution maßgeblich beeinflusst hat und sowohl typografisch als auch bei der Integration in die PC-Programme nichts anbrennen lässt. Selbst wenn dies manchmal auf Kosten der Geschwindigkeit geht,machen Ein- und Überblendeffekte, animierte Verläufe und eine insgesamt „weiche“ Bedienbarkeit die Benutzung angenehm. Dazu trägt auch die sehr dezente und unaufdringliche Farbgebung bei. Dummerweise muss aber jedes Dokument getrennt mit einer Berechtigung versehen werden, es ist nicht möglich, einen Ordner zu erstellen und allen darin enthaltenen Dateien die gleichen Zugriffsberechtigungen zuzuweisen. Größtes Manko dürfte sein, dass ein kostenpflichtiger Premium-Account nur Bewohnern des nordamerikanischen Kontinents zur Verfügung steht. Insgesamt handelt es sich bei Adobes „acrobat.com“ um den ernst gemeinten Versuch, die „großen“ Programme und Pakete wie die Creative Suite stärker im Internet zu verankern, da man erkannt hat, dass dort weitere Möglichkeiten warten, die die Kommunikation mit und über die Programme verbessern. So wird auch die „Kuler“-Website von Adobe beispielsweise in die CS 4 eingebunden und der Benutzer kann dort direkt ganze Farbpaletten anderer Benutzer auf seinen Rechner laden oder eigene zur Verfügung stellen. Noch allerdings wirkt dieser Bereich etwas unvertraut auch in der Geschäftsphilosophie der Firma. Man hat augenscheinlich noch sehr große Befürchtungen, dass eine zu starke Öffnung für das Internet auf Kosten der Verkäufe der lokalen Applikationen geht – was recht unbegründet ist, denn die traditionelle Klientel Adobes sind keine „Gelegenheits-Freeloader“, sondern Kunden, die bereit sind, Geld für Leistungen auszugeben, wenn sie ihnen die Möglichkeit bieten, produktiver zu arbeiten. Die beste Usability hat diese Web-Applikation übrigens mit Firefox … Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailBlueskyMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … software Cloud
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