Fragen eines Dummbarts

Ich habe mir vorhin mal die Beta2 des weithin bekannten OpenOffice-org geladen und installiert. Ich bin beeindruckt davon, dass es die Entwickler geschafft haben, endlich um die X11-Zusatzinstallation herum zu kommen, so dass man das Programm richtig einfach installieren und benutzen kann. Das ging zwar vorher auch, indem man NeoOffice verwendet hat, dass stattdessen ein paar Java-Bibliotheken geladen hat1.
Nein, was mich wirklich stört, ist die komplette Ignoranz der versammelten und durchaus hochkompetenten Entwicklergemeinde hinsichtlich eines ordentlichen Benutzer-Interfaces. GUI nennt man das. Benutzeroberfläche2.
Ich bin da vielleicht etwas verwöhnt, aber wie man dergestalt einschlägigen Untersuchungen zum Thema GUI trotzig die Stirn bietet, ist schon frappierend. 80% der Benutzer eines Programms benötigen nur 20% seiner Funktionen, verbringen aber einen Gutteil ihrer Arbeitszeit damit, nach diesen Funktionen zu fahnden, die sich irgendwo im Programm verstecken. Warum ist es so schwer, eine Programmoberfläche zu entrümpeln? Als Beispiel die Steuerleiste von NeoOffice:

Die Steuerleiste von NeoOffice 2.2.4Jetzt ist das natürlich nicht ganz fair, immerhin kostet NeoOffice — wie auch OpenOffice — nichts und man kann dafür nicht auch noch erwarten, dass sich die Programmierer kostenlos mit etwas befassen, was ihnen höchst suspekt ist. Erstaunlicherweise aber kommt meine Frau als relativ unbedarfte Person mit komplexen Ansprüchen an die Gestaltung von Rundbriefen und Infoblättern mit einem etwas teureren Programm wesentlich besser zurecht3. Und dadurch sind die Kosten ruckzuck drin:

Die Steuerleiste von Pages
Also, jetzt kommt die Frage meinerseits: Was ist daran so schwierig, mal den Benutzer zu beobachten und darauf einzugehen, wie er ein Programm typischerweise benutzt? Oder bin ich einfach zu dumm?


  1. dafür braucht man allerdings einen halbwegs flotten Prozessor 

  2. das ist die Art und Weise, wie sich das Programm auf dem Bildschirm darstellt, also wo welche Funktionen zu finden sind, wie viele Buttons sichtbar sind, wie sie angeordnet und erreichbar sind, usw. 

  3. Sie erstellt Flyer damit in etwa 20% der Zeit, die sie vorher mit einem einschlägigen Office-Paket benötigt hat. 

%d Bloggern gefällt das: