Nobelramsch

So. Reuters meldet gerade, dass der US-Präsident Barack Obama den diesjährigen Friedensnobelpreis erhält. Zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch Mr. President!

Nun halte ich Herrn Obama für einen begnadeten Redner und einen sehr gebildeten Menschen, ein integre Persönlichkeit, von denen ich gerne mehr sähe — auch hier in unserem Land. Aber unabhängig davon halte ich die Vergabe an einen Politiker, der noch keine greifbaren Ergebnisse vorweisen kann, für etwas überstürzt. Nichts gegen die Bemühungen, die über Jahre hinweg völlig verkorkste Situation in Afghanistan oder dem Irak — ganz zu schweigen von den Problemen im Nahen Osten — zu verbessern. Dialogbereitschaft zu signalisieren und Toleranz unter Beweis zu stellen, ist an sich sehr gut. Nur: noch zeitigt es keine greifbaren Ergebnisse.

Wenn an Mutter Theresa (1979) oder auch Michail Gorbatschow (1990) der Friedensnobelpreis geht, ist das für ein Lebenswerk und Auswirkungen eines selbstlosen Einsatzes für ein höheres Ziel, auch mit dem Risiko, dabei selbst zu scheitern. Aber noch hat Herr Obama gar nicht angefangen, seine Visionen auch umzusetzen. Wenn er so weitermacht, hätte er ihn in zehn Jahren sicher bekommen. Aber jetzt schon?
Vielleicht aber hat sich die Institution des Nobelpreiskomitees auch überlebt. In einer vernetzten und globalisierten Welt sind es nicht mehr einzelne Entscheidungsträger, die Änderungen bewirken, indem sie sich im stillen Kämmerchen treffen oder per Federstrich eine Jahrzehnte alte Politik umkrempeln. Das Komitee steht da irgendwie als überkommene Einrichtung dar.

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