Verfügbarkeit: Weniger kann mehr sein 07.11.201320.03.2015 Das Los teilt vermutlich jeder Selbstständige: Mit den Aufträgen ist das wie mit den Bussen. Erst kommen keine und dann alle auf einmal. Bei einem Technischen Redakteur ist dies von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängig. Sobald vor allem im Maschinenbau die Bestellungen eingehen, sickert in den Unternehmen die Erkenntnis durch, dass sich auch die dazu gehörende Dokumentation nicht von alleine schreibt. Meist ist aufgrund der vorher angespannten Auftragslage die kostentreibende Abteilung mit Redakteuren ausgedünnt worden, und nun ist guter Rat teuer. Denn für einen abhängig beschäftigten Redakteur reicht weder Zeit noch Geld – und außerdem kostet er ja in den mageren Zeiten. Also muss ein Externer die Arbeit übernehmen. Nur: Ist denn auch ein externer Redakteur verfügbar? Da die Technische Redaktion als Teil der Wertschöpfungskette zwischen Auftrag und Auslieferung (und möglicherweise auch noch Service) nur ein Rädchen in einem komplexen Getriebe darstellt, muss sie in den Prozess passen. Also sollte der externe Redakteur, der ja mit dem Unternehmen meist nicht vertraut ist, zumindest schnell mit dem Produkt zurechtkommen, das er zu dokumentieren hat. Da er außerdem recht spät in dem Prozess auf den Plan tritt, kommt noch ein Zeitfaktor dazu, denn das Produkt soll zu einem bestimmten Termin lieferbar sein – und dann muss auch die Dokumentation bereits stehen. Mit anderen Worten: es muss hopplahopp gehen. Bei einer guten wirtschaftlichen Gesamtsituation aber geht es vielen Unternehmen ähnlich: alle brauchen quasi „asapst“ eine fertige Dokumentation. Je besser die Auftragslage, desto knapper werden die Redakteure Der externe Redakteur muss also möglichst schnell mit seiner vollen Arbeitsleistung zur Verfügung stehen. Da es aber zahlreichen Unternehmen genauso geht, ist der Markt plötzlich wie leergefegt. Darüber hinaus sind ja auch freiberufliche Redakteure eigenständig handelnde Wirtschaftssubjekte und müssen auf eine längere Zeit im Voraus ihre Kapazitäten einteilen. Das kann dazu führen, dass sich die prekäre Dokumentationssituation gerade in Zeiten einer wirtschaftlichen Blüte eher verschärft denn entspannt. Für Redakteure ist das zunächst eine angenehme Aussicht, denn sie sind gefragt. Wie kommt das Runde in das Eckige? Für ihre Kapazitätsplanung aber ist das Gift, denn kein Mensch kann drei Vollzeit-Aufträge gleichzeitig abarbeiten, nicht einmal selbstständige Redakteure. Sie müssen also mitunter die Aufträge ablehnen – was jeder Selbstständige nur ungern macht, denn er lebt von der Leistung, die er erbringt. Nur angenommene Aufträge bringen Geld, und abgelehnte Aufträge könnten auch den Kunden verprellen. Also versucht der Redakteur, die Aufträge zu schieben: Ist der Terminplan wirklich so eng? Muss die Lieferung tatsächlich komplett zum Zeitpunkt X erfolgen oder können manche Unterlagen erst später fertig werden? Gibt es noch Möglichkeiten, die gesamte Prozesskette zu dehnen? Falls es irgend geht, kann der Redakteur damit Aufträge hintereinander legen – und damit auch alle abarbeiten und verrechnen. Die dritte und organisatorisch kniffligste Aufgabe aber besteht für ihn darin, die Aufträge ineinander zu verschränken, denn keine Dokumentation benötigt zu jeder Zeit die volle Leistung und Aufmerksamkeit. Sei es, dass bestimmte Unterlagen noch nicht vorliegen, aber das Konzept schon erstellt werden kann, sei es, dass die Korrektur eben ihre Zeit benötigt und in der Zwischenzeit Raum für einen Auftrag bleibt: der Redakteur muss nicht für jeden Auftrag über die gesamte Laufzeit dieses Projekts zur Verfügung stehen. Er muss nur die „Leerlaufzeiten“ mit anderen Aufträgen überbrücken können. Effizienz und Anwesenheit Diese wellenförmige Abwicklung eines Auftrags ist typisch für die Dokumentation. Zwischen Tagen mit 16 Arbeitsstunden am Auftrag liegen Tage ohne weitere Beschäftigung mit dem Auftrag. Diese Zeit zu nutzen, muss dem Redakteur erlaubt sein, denn er versucht, diesen „Leerlauf“ mit anderen Arbeiten (und anderen Aufträgen) zu füllen. Da aber unterscheidet sich oft die Ressourcenplanung der Unternehmen von denen der Redakteure: Während Erstere gerne die Anwesenheit des Redakteurs als Verfügbarkeit und damit Leistung am Projekt verstehen (so wie ein Monteur eben eine Anlage zusammenbaut oder der Installateur eine Leitung verlegt), ist Letzterer darauf angewiesen, dass seine Leistung konstant und nicht nur phasenweise abgerufen wird. Daraus folgt aber auch, dass es oft für einen Auftraggeber wenig Nutzen bedeutet, den Redakteur für die gesamte Laufzeit des Dokumentationsauftrags anzuheuern, denn er kann ihn meist gar nicht über diesen Zeitraum auslasten. Noch nicht einmal die Anwesenheit vor Ort ist über den gesamten Zeitraum notwendig, denn die meiste Kommunikation mit dem jeweiligen SME („Subject Matter Expert“) läuft über Kommunikationswege, die eine Anwesenheit nicht erforderlich machen. Oder anders herum: Einen externen Redakteur in Vollzeit mit einem Projekt beschäftigen zu wollen, ist für beide Seiten ein Verlustgeschäft, denn Effizienz und Verfügbarkeit sind zwei paar Stiefel. Meine Damen und Herren an den Schalthebeln: Planen Sie bitte die Verfügbarkeit und Anwesenheit mit ihrem Redakteur, nicht gegen ihn. Weniger kann dann nämlich auch mehr sein. Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … redaktion Planung
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