Werkzeuge für die Mobilität 07.09.201703.11.2018 Unsere Arbeitswelt verändert sich schneller als es mancher Zeitgenosse verarbeiten kann. Das lässt sich nicht ändern. Man kann aber sein Werkzeug und seine Vorgehensweise an die Veränderungen anpassen. Arbeiten vor „Urzeiten“ Es ist noch nicht lange her, da hat der durchschnittliche Angestellte morgens nach dem Kaffee seine Stullen in die Aktentasche gesteckt, das Haus verlassen, unterwegs eine Tageszeitung gekauft und auf dem Weg zur Arbeit im Bus oder in der Straßenbahn die Schlagzeilen gelesen. Im Büro angekommen, wurde der Computer eingeschaltet und während dieser noch die Bytes durchzählte, ging man sich einen Kaffee holen, tauschte sich mit Kollegen über die neuesten Interna aus und – am Arbeitsplatz angekommen – wurden E‑Mails gelesen und das Arbeitspensum des Tages durchgeplant. Am Ende des Tages fuhr man den Rechner herunter und machte sich auf den Heimweg. Die Arbeit blieb liegen bis zum nächsten Tag, denn man konnte und durfte sie nicht mit nach Hause nehmen.1 Handys waren das zweifelhafte Privileg der leitenden Angestellten, die zwar damit ihren Status zeigten, aber dies auch mit dem Zwang zur ständigen Erreichbarkeit erkauften. Der normale Angestellte hatte zwar ein vielleicht ein eigenes Handy, da aber private Telefonate während der Arbeitszeit nicht toleriert waren, blieb das Handy in der Aktentasche. Berufliche Nummern (mehr als telefonieren konnte man eh nicht) waren sowieso nicht drauf, denn dazu hatte man ja das Firmentelefon. Am Freitag ging man früher nach Hause, weil am späten Nachmittag die IT-Abteilung die Netzwerke und Computer wartete, Updates einspielte oder Daten archivierte. Arbeit war Arbeit und Schnaps war Schnaps. Kein Mensch wäre darauf gekommen oder hätte es sogar begrüßt, wenn man ihm prognostiziert hätte, wie seine geregelte Arbeitswelt innerhalb von nur zehn Jahren kommunikationstechnisch völlig umgekrempelt würde. Und was das für ihn bedeutet. Neue Anforderungen Auch wenn so wie oben beschrieben tatsächlich noch in manchen Unternehmen oder Abteilungen gearbeitet wird – diese Arbeitsweise stirbt aus, denn die strenge physische Trennung zwischen Arbeit und Freizeit lässt sich in immer weniger Unternehmen und Abteilungen durchhalten. Und sie ist auch nicht mehr notwendig, denn diese Trennung setzt straffe Hierarchien voraus, die jedoch zu unflexibel sind, um kreativ und zügig die auftretenden Probleme und Anforderungen zu meistern: Wer kurz vor Feierabend einen Anruf aus Indien bekommt, kann mit der Rückfrage beim Chef nicht 16 Stunden warten, bis dieser morgens wieder im Büro ist. Dann ist nämlich möglicherweise entweder das Problem bereits eskaliert oder der Auftrag weg. Eine engere internationale Vernetzung der Informationen und der Kommunikation erfordert mehr Flexibilität beim Angestellten – sowohl im Hinblick auf seine Verfügbarkeit, als auch auf seine Eigenständigkeit. Der durchschnittliche Angestellte muss in Zukunft auch noch am Samstag erreichbar sein – und daher auch die benötigten Informationen erhalten oder erreichen können. Auch wenn dies momentan eher der Arbeitsweise von Selbstständigen entspricht – in einer Welt, die immer stärker vernetzt ist, haben industriell geprägte Arbeitszeitmodelle mit ihrer strengen Trennung keine Chance mehr. Diese Veränderungen betreffen aber nicht nur die gesellschaftliche Organisation der Arbeitswelt (Stichwort „post-industriell“), auch die Technik reagiert darauf. Die Antwort der Technik Die Technik (sowohl als Vorgehensweise wie auch als Werkzeug) kann – auch wenn sie das manchmal vorgibt – nicht gesellschaftliche oder politische Probleme lösen. Dafür ist sie nicht da. Sie kann aber Werkzeuge und Mittel anbieten, mit den Herausforderungen besser zurechtzukommen. Da in einer zunehmend globalisierten Arbeitswelt die Kommunikation eine der größten Herausforderungen darstellt, beschäftigen sich auch ganze Industriezweige fast ausschließlich mit diesem Thema.2 Die Antworten darauf können sich sehen lassen: Internet, Smartphones und audiovisuelle Nachrichtendienste erreichen in kürzester Zeit mehr Menschen als dies jemals in der Geschichte möglich war. Diese Kommunikationsmittel greifen dabei auf etwas zurück, das sowieso schon die ganze Zeit „eingeschaltet“ ist, ob wir es wahrnehmen oder nicht: unser Verstand. Während unserer Wachzeit arbeitet nämlich unser Verstand unaufhörlich: beim Blumengießen kommt die Idee zu einer Verbesserung der Arbeitsvorbereitung, beim Pendeln im Bus beschließt man, das Gespräch mit dem Chef mit einem Verbesserungsvorschlag zu verbinden, auf dem Heimweg überlegt man, sich über eine Unklarheit schlau zu machen, die während einer Besprechung aufgetreten ist, außerdem wollte man dem Schulfreund noch zum Geburtstag gratulieren – unablässig verarbeiten wir Informationen. Wir denken, planen, verwerfen, kontrollieren und bewerten ununterbrochen – auch während wir uns auf den ersten Blick mit ganz anderen Dingen befassen. Oft kommen und gehen die Gedanken schneller als man sie zu dem Zeitpunkt festhalten kann. Und nur kurze Zeit später sind sie schon wieder verschwunden. Die meisten der Gedanken sind es vielleicht nicht wert, gespeichert zu werden, aber das lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennen. Wir müssen sie also zumindest kurzfristig fixieren oder kommunizieren – denn für das Speichern ist der Verstand nicht gemacht (siehe auch hier). Werkzeuge Eine einfache Lösung dieses Problems sind Notizblöcke, in denen die Informationen gespeichert und sortiert werden. Allerdings: Niemand besitzt die Fähigkeit, sie unablässig zu füllen und zu kontrollieren, während man eigentlich etwas anderes macht. Für Informationsverarbeitung (die auch eine produktive Tätigkeit ist) benötigt man etwas Ruhe und und vor allem Konzentration. Und bessere Werkzeuge. Für Fotografen ist die beste Kamera immer die, die sie gerade dabei haben. So ist es auch mit den Werkzeugen: das beste Werkzeug, ist das, das gerade zur Verfügung steht. Ein leistungsfähiger Computer nutzt mir im Bus wenig, wenn ich nur meine E‑Mails lesen und beantworten möchte. Die wenigsten Laptops sind in der Lage, SMS oder WhatsApp-Nachrichten zu schicken. Und mit keinem Smartphone lässt sich vernünftig eine Präsentation erstellen. Vor der Wahl des Werkzeugs steht daher die Frage nach dem Einsatzzweck: „Was mache ich damit und was will ich damit machen?“ und „Zu welchem Zeitpunkt mache ich das?“ – Für die tägliche Aufgabenplanung benötigt man keine Renderfarm, für einen Text ist aber ein Smartphone vielleicht zu unpraktisch. So wie es keine Sprache gibt, die alle verstehen, gibt es auch kein Werkzeug, mit dem sich alle Arbeiten zu jedem Zeitpunkt erledigen lassen. In der folgenden Grafik habe ich daher skizziert, welche der Werkzeuge (sprich: Hardware), wann benötigt wird. *) Nicht unbedingt benötigt bzw. nur eingeschränkt nutzbar Einschränkungen Dass ein Smartphone natürlich in (oder auf) einem Fahrzeug vom Fahrer nicht benutzt werden sollte, versteht sich von selbst (außer mit Freisprechanlage). Auch in Büros wird die Verwendung eines eigenen Smartphones nicht gerne gesehen. Aber auch ein Laptop ist unterwegs nicht unbedingt „das Gelbe vom Ei“, da er nur zur Kommunikation taugt, falls er ein Modem eingebaut hat. Andernfalls muss man ihn mit einem Smartphone mit dem Internet verbinden (sofern im Bus oder in der Bahn kein WLAN vorhanden ist). Mobil sind die Daten zwar auf dem Laptop, aber kommunizieren funktioniert nur über Umwege. Zuhause liegen meist keine Arbeiten an, für die ein stationärer PC erforderlich ist (außer für Computerspiele, aber das nimmt bei den meisten Benutzern nicht den ganzen Tag ein). Für alle anderen Tätigkeiten tut es auch ein Laptop, den man in der Wohnung überall hinstellen kann – falls überhaupt. Denn für die üblichen häuslichen Tätigkeiten, für die ein Computer benötigt wird (Mails, Surfen, Bilder, Chatten, Bürosoftware, …) reichen Tablets locker aus. Und selbst in Unternehmen, die zunehmend Mobilität von ihren Angestellten erwarten, werden immer weniger stationäre Computer aufgestellt, sondern entweder so genannte „Thin Clients“ oder gleich Laptops, die man dann an einen Monitor anschließt. Fazit Bevor man den Haushalt mit Computern vollstellt oder beim Chef wegen eines Tablets vorstellig wird, sollte man wissen, wozu man das Geld ausgibt und was man damit machen will. Diese kritische Reflexion der eigenen Bedürfnisse und Ziele oder Wünsche kann man nämlich keinem Werkzeug überlassen. Denn letztlich ist es immer noch nur ein Werkzeug. „A fool with a tool is still a fool.“ Das Bild zu Beginn des Textes stammt aus den USA. Autofahren ist auch unter dem Gesichtspunkt der Produktivität die ineffizienteste Form der Mobilität. Update am 7.10.2017: Die Grafik wurde modifiziert und der darunter folgende Text, um zu verdeutlichen, wie stark stationäre PCs sowohl im trauten Heim als auch am Arbeitsplatz ins Hintertreffen geraten. Sie verschwinden zunehmend in Nischen. Abgesehen davon, dass es wenig produktiv ist, sich nach einem langen Arbeitstag auch noch am Feierabend damit zu beschäftigen, wird es auch von Unternehmen nicht gerne gesehen, wenn Informationen auf diese Weise das Unternehmen verlassen. ↩Nach dem Henne-und-Ei-Prinzip entstand in der globalisierten Wirtschaft der Bedarf an globalisierter Technologie, die dann wiederum eine Umstellung der Arbeitsverhältnisse nach sich zieht. Es ist also nicht so, dass das iPhone an der Globalisierung schuld wäre: selbst wenn man alle Smartphones verbietet, werden Sportschuhe immer noch in Ostasien produziert – weil dies die größte Rendite verspricht. Und der Kaffee käme weiterhin aus den Tropen, auch wenn es in Island kein Internet gibt. Der weltumspannende Handel hat die Tiefseekabel „erzeugt“, nicht umgekehrt. Die Ablehnung „moderner“ Kommunikationstechnologie ist in dieser Hinsicht an Sinnlosigkeit kaum zu überbieten. ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … tools Work ArbeitsweltComputerMobilität
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