iPad, PDF und das Gesetz der Trägheit 09.09.201721.02.2022 Mit einem Finger oder einem Stöckchen auf ein Objekt tippen und es verschieben, um damit zu malen, ist eine menschliche Fähigkeit, die wir seit über 50.000 Jahren besitzen. Die sollten wir nicht verlieren. Muss man mit Tablets und Smartphones auch nicht. Im Gegensatz zur indirekten Eingabe per Maus und Tastatur erlauben es Tablets, direkt auf der Oberfläche mit den dort dargestellten Objekten zu kommunizieren. Das erklärt nicht nur den Siegeszug der Smartphones, die in kürzester Zeit die nur umständlich zu bedienenden Tastenhandys ersetzt haben, das erleichtert auch die intuitive Bedienung: Tablets sind ja nicht nur platte Laptops oder aufgepumpte Smartphones – sie wecken auch Erinnerungen an eine sehr viel ältere kulturelle Errungenschaft: das Papier als zweidimensionale Darstellung der Welt. Im digitalen Zeitalter etwas marginalisiert, hat es gerade auf dem Tablet eine Nische gefunden. Papier Seit vielen tausend Jahren malen wir auf Flächen: ob Höhlenwände, Lehmtafeln, Pergament oder Papier, ob Bilder oder Schriftzeichen.1 Und es ist nicht einfach, sich davon zu trennen. Als Technischer Redakteur hat man seine liebe Not, den Korrekturlesern zu erklären, die Anmerkungen und Korrekturen nicht in einer E‑Mail unterzubringen oder das Korrekturexemplar auszudrucken, dann darin herumzuschreien, es einzuspannen und zurückzuschicken. Formulare, die unterschrieben werden sollen, erhält man zwar digital, um sie zu unterschreiben, muss man sie aber erst drucken, dann unterschreiben, einscannen (aka „re-digitalisieren“) und wieder (digital) zurückschicken. Hässlich und unbequem. Mit anderen Worten: Papier wird immer noch benötigt, so lange sich Bürokraten nicht von ihm lösen können und Ingenieure nicht am Bildschirm lesen können.2 Allerdings entsteht damit auch eine Kluft zwischen dem analogen Medium Papier mit seinen Werkzeugen einerseits und den digitalen Medien andererseits. Auf der analogen Seite ist das Problem mit der Erfindung des PDF im Jahr 1993 von Geschke und Warnock (den Gründern der Firma Adobe) gelöst worden: das PDF-Dokument ist die 1:1‑Reproduktion des Papiers – bis auf die Haptik. Auf der digitalen Seite auch. Technik Mit dem massentauglichen Einsatz der berührungsempfindlichen Bildschirme und ihrer Bedienung durch das iPhone vor 10 Jahren begann eine Revolution der Digitalisierung: War die Bedienung eines Computers trotz aller wohlgemeinten Analogien wie „Ordner“ oder dem „Papierkorb“ immer noch weit entfernt von dem, wie der durchschnittliche Anwender im Alltag ein Werkzeug bediente, erlaubten Touchscreens eine „natürliche“ Manipulation von Objekten. So wie man auf einen Stapel Papier tippen und ihn mit einem Finger verschieben konnte, wischte man sich nun durch Fotoalben und Internetseiten. Allerdings waren die Bildschirme für eine PDF, die ja meist eine ganze (Druck-)Seite darstellt, immer noch zu klein. Mit den Tablets schloss sich die Lücke: ausreichend große berührungsempfindliche Bildschirme mit hervorragender Auflösung bieten mittlerweile einen Komfort, der sehr nahe an das Malen und Schreiben auf Papier herankommt. Kombiniert mit einem speziellen Stift und einer darauf eingestellten Software ist nunmehr das möglich, was man mit Papier immer schon konnte – nur viel bequemer und schneller. Software Adobe Reader Auch Adobe selbst bietet mit dem kostenlosen Adobe Reader für iOS und Android eine brauchbare Lösung an, um PDF-Dokumente auf dem Tablet mit Finger und Stift kommentieren und bearbeiten zu können. Der Reader gliedert sich – wie nicht anders zu erwarten – hervorragend in die anderen Adobe Cloud-Services ein (Creative Cloud und Document Cloud). Er funktioniert aber auch mit der Anbindung an die „Dropbox“, an den „One Drive“ von Microsoft oder die „iCloud“ von Apple und einigen weiteren Diensten. Da Tablets wie auch Smartphones als Mobilgeräte auf mindestens einen der Cloud-Dienste angewiesen sind, bedeutet dies, dass eine PDF auf dem Tablet kommentiert und nach der Synchronisation auf dem heimischen Rechner wieder geöffnet werden kann. Alle Kommentare bleiben erhalten. Das Tablet wird damit zur „Verlängerung“ des Adobe Reader auf dem Rechner, zu seiner mobile Variante. PDF Expert Nutzer eines Mobilgeräts von Apple, die keinen aktuellen Adobe-Cloud-Dienst oder den Adobe Reader nutzen wollen (oder können), benötigen eine andere Software. Die derzeit beste Option auf dem Markt ist die – recht günstige – App „PDF Expert“ von Readdle. Es gibt die App zwar für iOS und macOS, ihre Qualität spielt sie jedoch auf dem iPad aus. Neben den (üblichen) Funktionen wie Kommentieren und Bemalen ist einer PDF-Datei ist es – gegen Aufpreis – auch möglich, die Texte in der PDF selbst zu editieren. Das ist normalerweise nur mit einer Software wie dem Adobe Acrobat möglich auf einem Rechner möglich.3 Wichtiger für den Redakteur ist jedoch die Zusammenarbeit mit zahlreichen Cloud-Diensten und Sharepoint- bis hin zu FTP-/SFTP-Servern. Diese werden eingebunden und stehen dann als virtuelle Laufwerke zur Auswahl, so dass man die PDF direkt vom Tablet aus auch zwischen den Servern hin- und her schieben kann. Die eingesetzten Kommentare und Zeichnungen bleiben dennoch mit einer Software wie dem Adobe Acrobat editierbar und tauchen bei Letzterem in der Kommentarspalte auf. Dort können Sie dann weiter kommentiert oder bearbeite werden, ohne die zugrunde liegende PDF zu verändern. Man malt oder schreibt damit wie beim Acrobat oder dem Reader auf einer durchsichtigen Ebene und nicht (wie auf dem Papier) in das Dokument selbst hinein. Ist PDF-Expert auf zwei iOS-Geräten mit einem Account installiert, kann man auch die Ad-hoc-Netzwerkfunktion des Programms nutzen: Auf beiden Geräten gestartet, taucht das jeweils andere in der Liste der verfügbaren Laufwerke auf und die Dokumente können ohne Umwege über einen Cloud-Dienst direkt übertragen werden. Und neue PDF? Kinderkram: Auf „+“ tippen. Lineatur und Hintergrundfarbe auswählen. Malen oder zeichnen oder schreiben. Fazit Man kann auch weiterhin an Höhlenwände oder auf ein Blatt Papier malen oder bedrucktes Papier bemalen. Elegant, sicher und vielseitig aber ist das nicht. Außer natürlich, man möchte seine Notizen für die nächsten 10.000 Jahre in einer Höhle aufbewahren. Bildnachweis: Höhlenmalerei in Lascaux (Bildquelle: Forsbergfilm) Schriftzeichen, also auch Buchstaben, sind ja auch nur kodifizierte, an Regeln gebundene Bilder. ↩Ingenieure sind nur ein Beispiel. Es gibt zahlreiche Menschen, die vor allem im fortgeschrittenen Alter mit dem Lesen auf digitalen Geräten Schwierigkeiten haben. Das ist nicht ihre Schuld, sie sind halt „digitale Migranten“. ↩Den Acrobat Pro gibt es allerdings nur für Tablets, auf denen ein vollumfängliches Betriebssystem installiert ist, also dem Surface von Microsoft. ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … appseits tools iPadPDFTechnische Dokumentation
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