Die Sache mit den 72dpi 27.02.200206.03.2015 Können Sie sich noch vorstellen, einen Fernseher als Monitor zu benutzen? Oder gar mit grünen Schriftzeichen auf schwarzen Hintergrund zu arbeiten? Um zu ergründen, was das mit den „72dpi“ auf sich hat und warum es „72ppi“ heißen sollte, warum Monitore heutzutage 96ppi haben und warum ein Dokument auf dem Bildschirm zwar mit 100% Vergrößerung angezeigt, aber trotzdem nicht in Originalgröße dargestellt wird – dazu müssen wir weit ausholen. Als die ersten Computer auf den Markt kamen, waren sie reine Rechenknechte. Sie sollten monotone Arbeiten und Berechnungen erleichtern und fehlerfrei ausführen, Maschinen steuern und einen hohen Automatisierungsgrad ermöglichen. Computer hatten mit Textverarbeitung und Grafik nichts am Hut, geschweige denn mit noch kreativerer Arbeit wie Filmproduktion und Multimedia. Das Eingabewerkzeug der Wahl war die Tastatur. Der Bildschirm (das „Datensichtgerät“ – der Name war Programm) bildete eine weitere Schnittstelle zwischen dem Programmierer und der Maschine. Die Maus war zwar angedacht, machte aber keinen Sinn, da sie eine technisch nicht umsetzbare Lösung der visuellen Interaktion voraussetzte: WYSIWYG. Bei Xerox in Palo Alto hatte man sich zwar damit schon beschäftigt, aber herausgekommen war ein Gerät, das mit ca. 60.000 US Dollar nicht verkäuflich war. Im Büro schrieb man auf Maschinen für DM 6000, die mit grüner Schrift auf schwarzem Grund alles darstellten, was sie konnten. Nur eben nicht das, was später aus dem Drucker kam. Diese Aufgabe übernahmen Satzmaschinen, die ein Vielfaches jener Bürorechner kosteten. Oder man verzichtete auf Layout und Typografie… Die Bildschirmauflösung der Monitore spielte für diese Anforderungen keine große Rolle, da alle Punkte eines Schriftzeichens bzw. einer Linie als Pixel dargestellt wurden. Für diesen Zweck konnte man auf relativ günstige Fernsehmonitore zurück greifen, die ca. 50 Pixel pro Quadratzoll (50ppi) darstellen konnten. Auch heutige Fernseher beherrschen nicht mehr, denn aus einer Distanz von 3m macht eine höhere Auflösung und damit Schärfe wenig Sinn. Anders jedoch bei den Monitoren der Computer. Die Bearbeiter saßen nur 50cm von der Scheibe entfernt, wodurch ihnen ein „rauhes“, pixeliges Bild sofort auffiel. Mit der Möglichkeit, auf dem Monitor WYSIWYG zu realisieren, bestand jedoch Bedarf nach höher auflösenden Monitoren. Insbesondere beim DTP war man nun darauf angewiesen, ein Zeichen auch in seiner realen Größe darzustellen. Nur dann war DTP möglich (z.B. mit Aldus Pagemaker, dem ersten echten Layoutprogramm für den kleineren Geldbeutel). Monitore mit hoher Auflösung waren kostspielig – insbesondere, wenn sie auch noch mit 256 Farben arbeiteten (mehr schafften die Grafikkarten nicht). Der Kompromiss, der entstand, war ein Rückgriff auf die klassische Typografie: Schrift wird in Punkt gemessen. 72 Punkt machten einen Zoll (engl. „inch“) aus. Satzmaschinen arbeiteten daher mit Schriftgrößenmaßen wie 12pt (12 Punkt), um die Versalhöhe eines Schriftzeichens (meist des „X“) und damit die Größe der Schrift zu bezeichnen. Es lag also nahe, die 72dpi („dots per inch“) auf die Monitordarstellung zu übernehmen: jeder Punkt im Druck entsprach einem Pixel (Bildpunkt) auf dem Monitor, was zu einer Auflösung von 72ppi („pixel per inch“) auf dem klassischen (und finanzierbaren) Monitor führte. Mehr brauchte man nicht, um WYSIWYG zu erzeugen. Mittlerweile beherrschen Monitore auch 120ppi und es gibt keine Bildschirme mehr, die nur 72ppi darstellen (der Standard liegt bei 96ppi). Dennoch aber ist 72dpi das Maß aller Dinge, die gedruckt werden sollen. Nun aber ist 96 um ca. 33% größer als 72 und umgekehrt 72 etwa 25% kleiner als 96. Monitore, die 96ppi Auflösung besitzen, stellen eine DIN A4-Seite daher um 25% zu klein dar. Das lässt sich – klassischerweise – mit dem Lineal nachmessen. Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … archiv
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