Der Mythos Single-Source 13.02.200223.01.2022 Seit Jahren geistert der Begriff „Single-Source-Publishing“ durch die Publishing-Landschaft, so als ob es lediglich eines beliebigen (Text-)Dokuments bedürfe, um es dann in vielfältiger Weise zu publizieren, über ein Firmennetz, über das Internet oder auf CD-ROM. Für Technikverliebte und Manager (das ist ja nicht das Gleiche) klingt dieser Begriff nach dem Einsatz eines teuren Produkts, das mit einem Schlag alle Probleme der menschlichen Art löst: nie mehr Redakteure, denn die Programmierer und Konstrukteure schreiben sich ihre Dokumente selbst – direkt in die Datenbank. Einmal geschrieben, und schon erzeugen wir per Mausklick eine Onlinehilfe, eine multimediale Präsentation, eine Internetseite, ein druckreifes PDF und was sonst noch anfällt. Na ja, fast so ist es schon. Tools gibt es genug, die die Arbeit übernehmen und dem Bediener suggerieren, er müsse sich nur noch aufs Schreiben konzentrieren. Die Sache hat nur den Haken, dass die Dokumente erst wirklich erstellt werden müssen. Klingt banal: Einen Texteditor öffnen, ein paar Zeilen in das Template werfen und ab die Post. Danach zählt eigentlich nur noch die Leistungsfähigkeit des Rechners – gemessen in Gigahertz. Das Ergebnis ist in Minutenschnelle im Internet oder wird auf die Silberscheibe gebraten. Wer braucht da noch Redakteure? Und noch besser: Wir nehmen gleich XML (wer jetzt nicht weiß, was das ist, hat eh verloren). Dann können wir den ganzen Prozess über eine Datenbank laufen lassen, die die passenden Dokumente zusammen stellt und für die Software mundgerecht serviert. An dieser Idee verdienen vor allem die Softwarefirmen, die den Kunden vorgaukeln, das ginge wirklich so. Tut es nämlich mitnichten. Das Problem beginnt bei der Erfassung der Inhalte: Es sind ja meist nicht nur Texte, sondern Grafiken und Bilder in den unterschiedlichsten Formaten. Natürlich lässt sich alles in einen „großen Sack“ werfen (die Datenbank), aber sinnvoll miteinander verknüpft und zielorientiert ausgegeben werden kann es nur, wenn ein Fachmann die Informationen wertet und verarbeitet. Da die Software egal welcher Preisklasse dies immer noch nicht kann, muss ein Mensch her. Wirtschaftlich gesehen macht es dabei herzlich wenig Sinn, einem Programmierer oder Konstrukteur (oder einer Sekretärin …) diese Aufgabe anzuvertrauen, denn die Qualität kommt dabei schneller unter die Räder als die Information verfügbar ist. Das Ausgabewerkzeug kann ja nicht besser sein als der Mensch, der es bedient. Also müssen Schulungen her (oder die berüchtigten „Inhouse-Schulungen“, bei denen oft ein Halbwissender einem Unwissenden helfen will). Die aber kosten Zeit, viel Zeit – und Geld. Darüber hinaus müssen die beteiligten Werkzeuge, also die Software, ununterbrochen auf dem neuesten Stand gehalten werden, da sonst ein beispielsweise ein Update des Betriebssystems den gesamten Prozess der PDF-Erstellung über den Haufen wirft. Neben den redaktionell „aufgebohrten“ Programmierern/Konstrukteuren (es kommen eigentlich alle Berufsgruppen außer den Redakteuren selbst in Frage, denn eine echte Ausbildung zum „Single-Source-Redakteur“ gibt es nicht) und den Netzwerktechnikern kommen also noch die Datenbankprogrammierer und die Grafiker zum Zuge, denn nicht alle Dateifomate eignen sich gleichermaßen für Druck und Internet (im Grunde genommen sogar keines ? außer SVG vielleicht). Mit anderen Worten: die Voraussetzung für „Single-Source“ sind organisatorisch klar definierte Arbeitsschritte,technisch definierte Ablagetechniken (Verschlagwortung, Pflege einer Datenbank),redaktionell feststehende Vorgaben (Templates) undständige Überwachung des Ein- Ausgangs sowie aller Parameter (Software, Formate, externe Dienstleister etc.). Außerdem müssen die verwendeten Werkzeuge beschafft, aktualisiert und die Datenbank eingerichtet werden. Dazu kommt noch die Definition der eigentlichen Zielvorgaben, Zielgruppen und die Frage nach der „Usability“: Nicht alle Benutzer verwenden alle Medien für den gleichen Zweck auf die gleiche Weise; nicht alle Benutzer verfügen über den gleichen Kenntnisstand und können die Informationen auf die gleiche Weise verarbeiten. In der Zwischenzeit sind die Informationen durch so viele Hände gegangen und haben so viele Softwareprodukte durchlaufen, dass von einem „Single-Source-Publishing“ eigentlich keine Rede mehr sein kann: Alles wurde mehrfach umgedreht, angepasst und wieder verworfen, für unterschiedliche Ziele verändert und wieder in die Datenbank gelegt, dass bis auf die Absicht eigentlich nichts mehr aus einer „Quelle“ stammt. Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … dokumentation CMSRedaktionssystem
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