
Und wieder haben wir ein kleines Meisterwerk der Dichtung. Im Gegensatz zur klassischen Dichtung nehmen sich die hier veröffentlichten Werke natürlich bescheidener aus, sie dienen aber durchaus der Erbauung und Belehrung. Heute geht es um die Problematik der Kunst und der Kunstgeschichte, wenn sie auf eine Art neuzeitlicher Reliquienverehrung trifft.
Information zu Schillers Schädel
Schiller starb in Weimar am 9. Mai 1805, wurde am 12. Mai nach Mitternacht zu Grabe getragen und in ein Leichengewölbe, das der Landschaftskasse gehörte, versenkt.
Im März des Jahres 1826 stieg der Weimarer Bürgermeister Carl Leberecht Schwabe in das Leichengewölbe, holte mehrere Schädel heraus und bestimmte den größten Schädel als den Schillers. Eine großherzogliche Kommission bestätigte dies. Goethe ließ dann den Schädel auf seinem Schreibtisch aufstellen. Später wurde der Schädel in die Weimarer Fürstengruft verbracht.
Da Zweifel an der Echtheit des von Schwabe bestimmten Schädels blieben, holte 1911 der Anatom August von Froriep 63 weitere Schädel und Skelettteile aus dem Gewölbe und erklärte einen der gefundenen Schädel als den Schillers. Es blieben aber weiter Zweifel. Man senkte daher den Froriep-Schädel ebenfalls in die Fürstengruft, ohne den Schwabe-Schädel zu entfernen. 2006 beschloss man dann, mit Hilfe von DNA-Untersuchungen festzustellen, welcher Schädel der echte sei. Man exhumierte hierzu die Überreste von Schillers Verwandten in mehreren Städten. Das Ergebnis war: Es lagen die Überreste dreier Menschen in Schillers Sarg, die Schillers aber waren es mit Sicherheit nicht. Schillers Grab wurde daraufhin komplett ausgeräumt.
Zum Gedicht „Des Dichters Haupt“ von Wolfdieter Kettling geht’s hier lang.