Nun muss ich doch mal einen Gedanken zur rede des neuen US-Präsidenten loswerden: Ergreifend war sie. Das mag in Deutschland abgeschmackt klingen, haben wir mit Demogogen und Selbstinszenierern so unsere eigenen Erfahrungen gemacht und sind deswegen etwas vorsichtiger im Umgang mit Menschen, die andere auf der emotionalen Ebene packen können.
Aber vielleicht ist es ja das, was uns fehlt: Nach all den Machtverwaltern und Aussitzern, den Eigensinnigen und Verschwiegenen in Ämtern und Pöstchen fehlt uns Deutschen seit über 25 Jahren die Begeisterungsfähigkeit. Hier wird gegriesgrämt und gekrittelt, hier wird jeder, der sich für eine Sache begeistert, als kindisch abgetan.
Aber genau das ist die Macht. Die Macht der Begeisterungsfähigkeit für eine Sache, von der jedr spürt, dass sie uns nur dann weiter bringt, wenn man nicht verzagt, sondern anfängt. „Wer nichts macht, macht auch nichts falsch.“ ist hierzulande das Motto. Bloß nicht für irgendetwas verantwortlich sein zu müssen, bloß keine Entscheidungen treffen, die Falle des Scheiterns an uns kleben bleiben. Das ist nicht Demokratie, das ist armselig.
Demokratie lebt von der Begeisterungsfähigkeit. Täte uns auch mal wieder gut.