Sind wir gerade darüber hinweg, die mangelnde Flexibilität der deutschen Arbeitnehmer und ihre Versorgungsmentalität anzuprangern, so kommt jetzt die nächste Welle der Nabelschau: Die misere der gutbezahlten abhängig Beschäftigten aus den oberen Etagen der deutschen Unternehmen — das, was man gemeinhin einen Manager nennt1.
Nun also hat die FAZ mit den Beratern gesprochen, aus deren Reihen sich so die bestbezahlten Manager rekrutieren2 und dabei Erschreckendes herausgefunden:
Was die Berater an Eindrücken aus ihren Gesprächen berichten, stets diskret, wie es für diese Profession gehört, stimmt nachdenklich. Sie beschreiben Menschen, die sehr gut im Rationalisieren sind. Aber nicht unbedingt im Erneuern. Menschen, perfekt darin, sich innerhalb kürzester Zeit in vorgegebene Systeme einzufügen, Regeln zu lernen, anzuwenden, smart zu sein. Erfinderisch im Kleinen, aber nicht unbedingt im Großen. Keine Visionäre, keine Thomas Edisons, keine Henry Fords. Schenkt man den Erzählungen Glauben, dann gibt es in den Unternehmen zahlreiche Führungskräfte, die nicht führen können, zumindest keine Menschen, sondern nur Prozesse. Dadurch wird viel Potential für neue Geschäftsstrategien, Produkte und Gewinne verschenkt. (FAZ.net)
Aber wissen wir das nicht schon? Wer sich mal länger an der Uni herumgetrieben hat, dem sind diese Menschen schon mal begegnet, die sich in EURO/Monat wertschätzen, ohne einen denglischen Begriff wie „High-Potential-Abschätzung“ keinen einzigen Satz bilden können und sich einen Dreck darum scheren, wer ihren Dreck wegräumt. Die Jungs aus gutem Hause eben, für die nur das Theorem des Archimedes Bedeutung hat3
Man hat lange zu ihnen aufgeschaut und sie mit dem Fortschritt der Menschheit identifiziert. Und wehe, ich habe mal den Spruch eines alten Unternehmers zitiert: „Betriebswirtschaftler wird man nicht, Betriebswirtschaftler hält man sich!“
Es gibt noch viel zu tun in diesem System…
Antwort auf die Frage an eine Schulabgängerin, was sie denn mal werden möchte: „Manager! Dann krieg ich ein Handy und einen Laptop gestellt und kann die ganze Zeit telefonieren!“ ↩
Man merkt an der Wortwahl bereits die Nähe einer deutschen Unternehmensorganisation mit einem Militärapparat. ↩
Es gibt dazu einen französischer Film „Der Tee im Harem des Archimedes“, der sich mit der „sozialen Verdrängung“ beschäftigt unter Jugendlichen in der Banlieue von Paris. ↩