Absolution auf Augenhöhe 07.01.2011 In diesem Land hat jeder Mensch im Rahmen des Grundgesetzes das Recht auf eine freie Meinungsäußerung. Das ist en hohes Gut, dass sich auch nicht durch politisches Machtkalkül schmälern lässt. Ich war in meinem Leben schon auf zahlreichen Demos – vor allem im „heißen Herbst“ 1983 und allen möglichen Ostermärschen. Ich finde das gut und richtig, schon um sich zu vergewissern, dass man nicht alleine mit seiner Meinung steht. Man solidarisiert sich auf solchen Demos. Bewirken tun sie gewöhnlich nichts. Das ist ein immer noch verbreiteter Irrglaube. Demonstrationen werden gewöhnlich dazu benutzt, in einem logischen Zirkel auf die Ohnmacht (und daraus gefolgerten „unfertigen“ Argumente) der Demonstrierenden hinzuweisen. Man geht auf eine Demonstration, um sich Gehör zu verschaffen. Dies wird von den Machthabern als „Druck der Straße“ empfunden, da man sich nicht mit ihnen „auf Augenhöhe“ unterhalten kann. Da man sich aber nicht mit ihnen „auf Augenhöhe“ unterhalten kann1, gehen die Menschen auf die Straße und erfahren dort ihre Ohnmacht. Es nutzt nichts. Es nutzt auch nichts, seinem Abgeordneten Tausende von Mails zu schicken, um ihn dazu zu bewegen, beispielsweise den Tiermastwahnsinn der Agrarindustrie zu stoppen. Es beruhigt das eigene Gewissen. Der Zähler auf facebook oder sonstigen Internetplattformen, die eine junge Protestgeneration ansprechen, sind nur der technische Widerhall der Absolution: Du hast hier geklickt, jetzt sind Dir Deine (Umwelt-)sünden erlassen. Das einzig Wirksame ist die Tat: nicht die des Schotterns, sondern die des aktiven Verzichts auf Atomstrom, die des Verzichts auf genmanipulierten Fraß, die des Verzichts auf das Auto als Umweltschweinerei Nummer 1. Das kann jeder. Statt irgendwo im Internet sein Häkchen zu setzen sollten wir mal vor der eigenen Tür kehren. Auch wenn es vielleicht umständlicher und wahrscheinlich für den Fortgang der Menschheitsgeschichte wirkungslos ist: Aktiv den eigenen Stall ausmisten ist eine nachhaltigere Absolution als die Teilnahme an einer Demo. Das kann man machen, wenn dann noch Zeit bleibt. welcher Ministerpräsident unterhält sich ernsthaft mit einem seiner gewöhnlichen Wähler? ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … Politik DemonstrationMacht
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