Anlagendokumentationen planen und steuern: Erst denken, dann schreiben 30.10.201103.11.2018 „Wenn ich alleine die Bedienungsanleitung von meinem Toaster sehe: die schmeiße ich ungeöffnet in den Müll!“. Ehrlich gesagt: ich auch. Und das, obwohl ich weiß, wieviel Arbeit dahinter steckt, eine Dokumentation zu erstellen, wieviel Überzeugungsarbeit und Überredung, wieviel Schmerztoleranz und Ignoranz einem Technischen Redakteur abverlangt werden. Am Ende zählt nur das Ergebnis. Und das soll möglichst billig, möglichst schnell und möglichst rechtssicher sein. Das gilt natürlich bei „großen“ Dokumentationen wie im Anlagenbau noch mehr als bei einem Toaster. Es geht aber. Die hier vorgestellte Vorgehensweise entstammt meiner langjährigen Erfahrung im Anlagenbau. Sie hat sich als die für mich effizienteste Herangehensweise herausgestellt, die auch dem Produktleiter und Auftraggeber ein Höchstmaß an Transparenz vermittelt. Alle Beteiligten wissen damit schon recht früh, was sie erhalten werden – und was sie liefern müssen. Aber Achtung! Wenn Sie nicht durch Produktivität und Effizienz auffallen möchten oder dürfen: Machen Sie immer den zweiten Schritt vor dem Ersten. Dann sind lange Arbeitszeiten mit viel Frust garantiert … Auch wenn es natürlich die Ansprechpartner und Auftraggeber einer Anlagendokumentation nicht so gerne hören, weil es ihren Stolz verletzt: Eine Dokumentation ist eine Dokumentation. Ob für einen Toaster oder eine Produktionsstraße. Es sind immer Maschinen, die von Menschen transportiert, montiert, bedient, gewartet und repariert werden. Zugegebenermaßen sind die Toaster-Bedienungsanleitungen weniger umfangreich, das liegt schon in der Natur der Sache, aber in ihrem Anspruch sind sie gleich: sie müssen von Menschen mit mehr oder weniger technischem Verständnis in kurzer Zeit verstanden werden können. Exkurs Während früher die Maschinenbeschreibungen (und manchmal auch die daraus entstehenden Handlungen) von Technikern für Techniker geschrieben wurden, und dementsprechend ein ähnlicher Verständnishintergrund vorausgesetzt werden konnte, ist seit einigen Jahren immer mehr die Anwenderorientierung gefragt, die Anleitung statt einer Beschreibung. Das hat tief greifende Konsequenzen: Wo man sich als Redakteur früher darauf verlassen konnte, dass der Leser mit einer technischen Zeichnung zurechtkam, ist das heute nicht mehr der Fall. Nicht, weil der Leser dümmer geworden ist, sondern weil er einen anderen Ausbildungshintergrund, einen anderen gesellschaftlichen Hintergrund und ein anderes Verständnis von Technik besitzt. Der schnell angelernte pakistanische Arbeiter ist ja deswegen so billig, weil er eben keinen Meisterbrief hat oder jahrelang an der Maschine geschult wurde. Aber auch der muss unfallfrei und zuverlässig mit der Maschine umgehen können. Planungsvorbereitung Gliederungsansicht in Word 2010 ™ © Microsoft Inc.An anderer Stelle wurde schon auf die geistige Vorwegnahme der Anwendungssituation eingegangen (siehe hier), jetzt geht es darum, wie man als Redakteur mit der Situation umgeht, eine etwas umfangreichere Dokumentation für eine Anlage erstellen zu müssen. Dazu gehört nicht viel, aber dafür Wichtiges: Keine Panik! Eine Dokumentation ist eine Dokumentation ist eine Dokumentation. Man lernt nur dazu: Besonders während der Planung ist es wichtig, dass man Raum für Verbesserung lässt. Man muss das Rad nicht neu erfinden: Wir stehen alle auf den Schultern von Riesen. Erst planen, dann arbeiten: Immer einen Schritt nach dem anderen machen ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Planungsdurchführung Und wenn Sie nun gedacht haben, jetzt packt er eine komplexe Projektplanungssoftware aus, die ich auch gerne mal ausprobieren möchte, die ich aber nie werde bestellen dürfen: Haha! So einfach und bequem dürfen Sie es sich nie machen. Es unterscheidet uns Technische Redakteure ja vor allem von den Kollegen, dass wir die alltägliche Verwaltung des Mangels beherrschen. Es mangelt immer an Zeit, an Geld, an Ressourcen, an Information. Das ist normal. Die Tugend besteht darin, aus den vorhandenen Ressourcen das Optimale herauszuholen. Effizienz also. Wie aber geht man das Problem an? Nehmen Sie eine beliebige Textverarbeitung wie MS Word oder OpenOffice oder Ähnliches und schalten Sie in den Gliederungsmodus (den sollten Sie haben, sonst geht es nicht). Im Gliederungsmodus geben Sie einfach die Überschriften der Kapitel und Unterkapitel ein. Selbst wenn die Dokumentation der Anlage – was ich hoffe – nicht in einem Office-Programm geschrieben wird, können Sie diese Vorgehensweise nutzen. Jetzt entsteht unabhängig von der Anlage oder Maschine eine Art Inhaltsverzeichnis, das Sie mit Kommentaren und Anmerkungen versehen können. Verfeinern Sie diese Gliederung bis auf die maximale Tiefe, feilen Sie an den Formulierungen der Überschriften, denn diese sind Ihre Informationsknoten, die später so in der Dokumentation auftauchen werden. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass Sie einen Überblick gewinnen über den Umfang und die logische Reihenfolge der Informationen. Sie erfassen damit die Dokumentation auch im Hinblick auf ihre Vollständigkeit und die schon vorhandenen Bausteine. Vorhandene Informationen (beispielsweise das Impressum) können sie nämlich dann schon als „fertig“ kennzeichnen. Und Sie sehen auf einen Blick, welche Informationen fehlen. Und dann kommt der wichtigste Schritt. Lassen Sie diese Gliederung absegnen: besprechen Sie sich mit den Kollegen, mit den Produktverantwortlichen und ergänzen Sie die Gliederung. Erst wenn Sie diese Tätigkeit abgeschlossen haben, dürfen sie mit der eigentlichen Dokumentproduktion anfangen. Hinein ins Gewühl Im zweiten Schritt – und das muss wirklich immer erst der zweite Schritt sein – arbeiten wir nach dem „Top-Down“-Prinzip. Mit der abgenommenen Gliederung in der Hand starten wir unser Dokumentationswerkzeug, also das Redaktionssystem oder FrameMaker (etwas Anderes würde ich zu diesem Zweck nicht benutzen) und erstellen uns leere Informationsknoten anhand der Überschriften. Bei FrameMaker wären es Texteinschübe: für jede Überschrift einen eigenen Texteinschub. Die Reihenfolge ist beliebig. Mit dem geeigneten Template (mit oder ohne Struktur) formatieren Sie die Überschriften, die Sie per Copy & Paste aus der Gliederung eingefügt haben) entsprechend der in der Gliederung vorgesehenen Ebene. Halt! Immer noch nichts schreiben! Nun stellen sie die Texteinschübe oder Informationsknoten zu Kapiteln und dann zu einem ganzen Buch zusammen. Richtig: analog zur Gliederung. Sie erhalten nun eine komplette Betriebsanleitung, die nur aus Überschriften besteht. Und jetzt dürfen Sie auch ein Inhaltsverzeichnis generieren. Denn dies vergleichen Sie mit der Gliederung. Endlich Endlich dürfen Sie damit beginnen, die noch leeren Informationsknoten zu füllen. Vergessen Sie dabei aber nicht, die Gliederung mitlaufen zu lassen: Löschen Sie die nicht mehr benötigen Kommentare. Und wenn der Chef fragt, wie weit Sie sind, können Sie ihm in der Gliederung sofort zeigen, wie der Status Quo aussieht. Ist doch einfach, oder? Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … redaktion Redaktionssystem
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