Irgendwie irritierend

finde ich derzeit eine merkwürdige Entwicklung: während sich die Softwarehersteller gegenseitig in Möglichkeiten überbieten, wie man Dokumente und Inhalte (neudeutsch Contents) noch interaktiver und multimedialer an den Kunden/ die Kundin bringt, bekomme ich Anfragen zur Technischen Dokumentation, die nach Vorgestern ausschauen. „Grundkenntnissse in Office-Software“ sind da gefragt. Platte Dokumente, bei denen man schon ins Schwitzen kommt, weil sie noch nicht mal nach dem „WYSIWYP“ („What you see ist what you print“) funktionieren. Dokumente, bei denen man den Drucker kontrollieren muss, ob er auch das richtige Papier aus dem richtigen Schacht einzieht, die Lnienstärke korrekt wiedergibt und sich nicht bei der nächsten Grafik aufhängt. Dokumentation aus dem letzten Jahrtausend also.
Gleichzeitig werden Tools gehyped, die per DITA aus komplexen CAD-Modellen Animationen aufs iPad zaubern, bei denen sich der Kunde direkt aus dem Handgelenk das richtige Ersatzteil mit der korrekten Nummer bestellen kann — und sogar die Sendung nachverfolgen. Ohne eine einzige Seite Papier anzufassen. Nur: wo sind die Benutzer dieser tollen Tools? Wie viele Dokumentationsprojekte dieser Art hat der deutsche Mittelstand in den letzten Jahren realisiert? Vermutlich passen die Namen und Adressen auch in eine Twitter-Nachricht…
Oder kaufen alle das Zeug und haben keine Ahnung, was man damit machen kann?

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