Alles Vertrauenssache. 06.03.201503.04.2015 Eigentlich bezieht sich dieser Artikel auf die blinde Vertrauensseligkeit mancher Kampfsportler, die schlicht davon ausgehen, dass, wer den gleichen Kampfsport macht, auch ein vertrauenswürdiger Mensch sei. Zwar widerspricht dies bereits dem gesunden Menschenverstand, aber die Situation könnte sich auch bei Vertretern anderer Professionen wiederholen: Mac-User beispielsweise … Heinz (der Name tut eigentlich nichts zur Sache) hatte mir großzügig versprochen, mich mit Rat und Tat bei der Erstehung eines neuen Autos zu unterstützen. Nicht, dass bei mir der Reichtum ausgebrochen war, aber die alte Rübe hatte schon bessere Tage gesehen. Und daher musste ein neues, aber gebrauchtes Schlaglochsuchgerät her. „Autokauf ist reine Vertrauenssache, besonders bei gebrauchten!“ verkündete er eifrig, als wir uns aufmachten, den Parkplatz in Augenschein zu nehmen, auf dem von privat an privat verkauft wird. Blech an Blech reihte sich dort, große mit einem Stern und kleinere ohne Stern, alte und „so gut wie neue“. Einfach war es wahrlich nicht. „Wichtiger als die reine Technik ist es, zum Verkäufer ein gutes Verhältnis zu entwickeln. Schließlich handelt es sich um eine Transaktion, von der Dein Leben abhängt.“ führte er aus. So hatte ich es noch nie gesehen. Ich dachte immer, das sei wie im Selbstbedienungsladen: Schilder studieren, Preise aushandeln (man sollte ja die Sache auch ein bisschen sportlich angehen) und zuschlagen. Die Geldscheine wurden nach der ersten Übersicht immer schwerer. Irgendwie sahen die Fahrzeuge alle fahrbar aus, und das war für mich immer noch das wichtigste. Weit gefehlt! Er eilte schnurstracks auf einen jugendlich unerfahren aussehenden Menschen neben einem VW zu und verwickelte ihn fachmännisch in ein Gespräch, von dem ich nur Fetzen mitbekam. Es ging jedenfalls nicht um PS. Ich weiß nicht, wie er darauf kam, aber ich bekam mit, als er fragte, ob sein Gegenüber wüsste, was Karate sei. Wollte er ihm drohen? Heinz hatte einen schwarzen Gürtel und fiel während des Trainings eigentlich nie durch besondere Aggressivität auf. Ich befürchtete schon, dazwischen gehen zu müssen, wurde aber von Heinz durch ein freundliches Kopfschütteln abgehalten. Keine Schlägerei also. Ich atmete tief durch. Warum sollte man sich auch wegen eines Autos schlagen? Heinz drehte sich um, steuerte auf mich zu und hatte augenscheinlich einen neuen Wagen im Blick. „So ein Blödmann!“ zischte er, „der meint, dass Karate dasselbe sei wie Judo!“ „Ja, und?“ Ich war ratlos. Sollte das eine Volksbefragung werden? „Was hat das mit meinem Auto zu tun?“ „Mann, verstehst Du nicht? Das ist doch ganz entscheidend.“ Nein, ich verstand nicht. Entscheidend für mein Auto? Karate? Er musste wohl meinen ratlosen Blick bemerkt haben, denn er lächelte milde: „Pass auf: Du kennst mich schon seit Jahren. Und ich kenne Dich genauso lange. Und Du weißt, dass Du mir vertrauen kannst.“ „Ja. Nun …“ „Und woher kommt das? Na? Wir trainieren zusammen, haben miteinander gekämpft und sind auf Lehrgänge gefahren. Das schweißt zusammen.“ Jetzt kam er richtig in Fahrt. „Und daraus entsteht Vertrauen. Ich würde Dir sofort ohne zu fragen ein Auto abkaufen, weil ich weiß, dass Du ein Ehrenmensch bist.“ „Mach‘ mal ’nen Punkt. Wir sind hier in der freien Wirtschaft unter freiem Himmel. Hier wird Geld gegen Ware getauscht. So banal ist das.“ Ich musste ihn stoppen, sonst würde es dunkel und ich wäre immer noch ohne Wagen. Keine Chance. „Nein, so banal ist es nicht. Vertrauen entsteht aus Gemeinsamkeiten.“ Gemeinsamkeiten? Was hatte ich mit den Verkäufern hier gemein? Die hatten Autos, ich nicht. Etwa zwei Stunden später erwischte er tatsächlich jemanden, der in seiner Jugend mal an einem Anfängertraining teilgenommen, es aber bald wegen einer Freundin wieder aufgegeben hatte. Ich hoffte inständig, er würde nicht auch noch nach der Stilrichtung fragen, falls das ein sekundäres Vertrauenskriterium sein sollte. Aber es wurde dunkel, und so musste das reichen. Der Preis war durchschnittlich und ich hätte auch bezahlt, wenn ich nicht von der sportlichen Vergangenheit des Verkäufers gewusst hätte. So fahre ich jetzt irgendeinen Lada eines Karate-Anfängers. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Schaltung partout nicht in den vierten Gang will. Aber ich werde es Heinz nicht erzählen … Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailBlueskyMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … glosse
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