Die durchs Netz fallen 07.02.201607.02.2016 Vernetztes Denken ist eine der Schlüsselqualifikationen dieses Jahrhunderts. Wer über die direkten zeitlichen oder räumlichen Gegebenheiten hinaus Zusammenhänge erkennen und sinnvoll zuordnen kann, ist nicht nur beruflich im Vorteil. Im folgenden Beitrag geht es jedoch nicht um Vernetzung und die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns im Allgemeinen, sondern um wesentlich Erdgebundeneres. Umweg Aber dennoch ist ein kleiner Umweg notwendig: Das menschliches Gehirn ist ein extrem schlechter Speicher, es kann sich kaum etwas merken, über einen längeren Zeitraum schon gar nicht. (Probieren Sie mal, sich 100 Telefonnummern zu merken. — Das kann jedes Klapphandy besser.). Unser Gehirn hat schon aufgrund seines Aufbaus keine „Festplatte”, in die Informationen eingebrannt werden können und dann immer dort bleiben. Auch wenn das Bildungssystem manchmal davon auszugehen scheint: Das Meiste von dem, was wir in der Schule lernen und nicht wieder brauchen, verschwindet spätestens mit dem Eintritt ins Berufsleben aus allmählich unserem Wissen. Dann werden neue, andere Dinge wichtiger. Darin nämlich sind wir gut: neues Wissen einzusortieren und zuzuordnen. Das bedeutet umgekehrt, dass wir bereits bei der Aufnahme des Wissens und erst recht mit zunehmender Komplexität alle Informationen ausblenden (und gar nicht erst aufnehmen), die nicht zur Lösung des Problems beitragen können. Das Gehirn ist ein Problemlöser: Einer neuen Aufgabe ausgesetzt, beginnt es sofort damit, die relevanten Dinge herauszufiltern und miteinander in Beziehung zu setzen: „Ich will über die Straße! Wo ist die Ampel? Sie zeigt rot. Gibt es einen Knopf? Muss ich warten? Kommt ein Auto? …” Was richtig und wichtig ist, wird spontan entschieden. Missbrauch Kommen wir wieder zurück zum Thema: Diese Vernetzungsfähigkeit ist enorm, kann aber auch völlig in die Irre führen, wenn Dinge miteinander kombiniert werden, die einer rationalen Überprüfung nicht standhalten würden, aber doch miteinander kombinierbar sind, weil man das gerne so hätte oder den ganzen Prozess analysieren müsste: „Die Polizei hat dort eine Ampel aufgestellt1, und die Taktzeit verlängert2, damit ich gezwungen bin, bei rot über die Straße zu gehen3 und um mir dann das Geld aus der Tasche zu ziehen!” Paranoid sagen Sie? Nun ja, unterhalten Sie sich mal mit einem Zeitgenossen, der überall islamistische Verschwörer am Werke sieht, die vom CIA bezahlt werden, um die Kaufkraft der Mittelschicht so zu schwächen, dass es nicht mehr für einen neuen SUV reicht. Auch das leistet die Vernetzungsfähigkeit des Gehirns4. Aber jetzt schweife ich ab. Zurück zum Thema In milderer Form kann das im (beruflichen) Alltag auch passieren: Man bekommt eine E‑Mail mit einer Aussage, die sich nicht einordnen lässt, was wiederum zu einer Rückfrage führt. Die Antwort darauf bezieht sich auf eine Information, die man nie erhalten hat oder die als Antwort auf eine ganz andere Frage gültig war. Der Vernetzungsprozess beider Kommunikationsteilnehmer setzt zwar ein, geht aber in eine unterschiedliche Richtung. Jeder Kommunikationsteilnehmer geht jedoch davon aus, dass beide in die gleiche Richtung denken und wundert sich, warum der jeweils Andere nichts versteht. Was tun? Jetzt ist Intelligenz gefragt. Es gibt kein Patentrezept, aber ein paar Regeln lassen sich doch anwenden: Das Persönliche herausnehmen. Zunächst muss man davon ausgehen, dass der Kommunikationspartner nicht die gleichen Informationen und Erfahrungen hat. Entweder, weil er mehr – oder weil er weniger mit der Thematik vertraut ist. Die Informationen zusammenfassen (stichpunktartig), die als gemeinsame Ausgangsbasis dienen können. Und ruhig auch rückfragen („Habe ich das jetzt richtig verstanden?”). Das Problem darstellen, nicht die Lösung. Es ist kein Verbrechen und auch keine Schande einzugestehen, an welcher Stelle man etwas möglicherweise anders verstanden hat. Lösung anbieten, nicht aufzwingen. Die meisten Missverständnisse entstehen dadurch, dass jeder davon ausgeht, dass aufgrund seiner eigenen Überlegungen der Andere zum gleichen Schluss kommen müsse und deshalb entweder begriffsstutzig oder unwillig ist, wenn er zögert. Das Zögern ist aber normal, wenn mein Gesprächspartner die Informationen anders vernetzt hat und sich nicht sicher ist, ob er richtig liegt. Schluss Kommunikation ist keine Hexerei. Sie kann durch die Vernetzungsleistung unseres Gehirns zu völlig unnötigen Missverständnissen oder gar persönlichen Konflikten führen. Mit ein paar Handgriffen lässt sich das aber prima vermeiden. Das funktioniert zwar nicht immer, ist aber immer einen Versuch wert. Bild: Das Fenster auf der Prager Burg, durch das 1618 die kaiserlichen Vertreter geworfen wurden. 30 Jahre Krieg, entsetzliches Leid und die Verwüstung Mitteleuropas waren die Folge… Die Polizei stellt keine Ampeln auf ↩Auch das macht die Polizei nicht ↩Von wem gezwungen? ↩Allerdings ohne Fähigkeit zu kritischen Selbstreflexion, also das, was man Intelligenz nennt ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailBlueskyMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … dokumentation thinkware KommunikationKultur
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