Übertellerrandgucker 01.10.201621.02.2022 In der Schule warnen fürsorgliche Eltern gehobener Bildungsschichten gern ihre Nachkommen vor den Gefahren der „sozialen Netze“, die einem Schleppnetz gleich die armen kleinen Seelen fangen und vermarkten. Das ist natürlich Blödsinn. Zumindest so pauschal ist das Blödsinn. Es rührt vermutlich daher, dass die Erziehungsverantwortlichen selbst keine Ahnung von der Technik und von ihren Kindern haben. Und kein Vertrauen darin, dass auch moderne Kommunikationsmedien den Menschen nicht verdummen. Im Gegenteil: Soziale Netze gehören zum Alltag dazu. So, wie man sich im Mittelalter am Brunnen traf oder unter der Dorflinde, im Dorfladen oder auf Märkten, so sind auch ihre digitalen Entsprechungen nur Plattformen, auf denen sich eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen trifft. Und wie auf einem mittelalterlichen Markt gibt es auch dort Gaukler, Trickser, Taschendiebe und Betrüger. Man muss nur lernen, damit umzugehen, nicht unbedarft in jeder dunkle Ecke herumzustöbern. Normales Sozialverhalten eben. Im Gegensatz zu ihren physischen Entsprechungen1 haben die virtuellen Marktplätze einen ungeheuren Vorteil: Sie überbrücken räumliche und zeitliche Dimensionen. Soziale Netze stellen ein ungeheures Reservoir an privaten Meinungen, Wissen und Kenntnissen zur Verfügung — sofern man die Spreu vom Weizen trennen kann. Einen Sonderbereich stellen die beruflichen sozialen Netze dar, also LinkedIn, Xing und Konsorten. Durch ihre Zugangsbeschränkungen entsprechen sie weniger einem Markt als einer Fachmesse. Dort treffen sich Berufstätige und solche, die es waren oder noch werden möchten. Da geht es weniger um Katzenbilder oder gegenseitige Beschimpfungen, sondern um Ansichten, Erfahrungen und Unterstützung im beruflichen Alltag. Ob man nun einen Job sucht oder Probleme mit dem Computer hat, ob man wissen möchte, in welche Richtung sich die Arbeitswelt verändert oder welche Erfahrungen die Kollegen mit einem Werkzeug gemacht haben — für alles gibt es Gruppen und Interessensgemeinschaften. In diesen finden sich dann Mitmenschen, die in der realen Welt nie treffen werden, aber mitunter die gleichen Erfahrungen teilen und darüber austauschen. Man tauscht Visitenkarten aus, bleibt lose in Kontakt und kann mitunter von den Erfahrungen der virtuellen Kollegen profitieren. Eine Voraussetzung ist allerdings, dass man sich einbringt. Wie jeder soziale Austausch ist auch eine solche Plattform keine Einbahnstraße: nur mitlesen machen zwar viele Mitglieder, aber dies hilft den anderen Kollegen nicht, die möglicherweise über den Tellerrand des beruflichen Alltags schauen möchten, um für Veränderungen gewappnet zu sein, die noch auf sie zukommen können. Denn eigentlich ist dieses „Über-den-Tellerrand-schauen“ auch ein wichtiger Aspekt der sozialen Netze — ob im Mittelalter oder virtuell. Es wird nicht viel vorausgesetzt außer einer gewissen Sozialkompetenz: Kommunikation, Respekt und Motivation. Aber das sollten wir ja schon im Mittelalter gelernt haben … (Bildquelle: http://couragecruising.com) Die virtuellen Marktplätze könnten durchaus auch deswegen in den USA „erfunden“ worden sein, weil es ihre physischen Entsprechungen dort nicht gibt. ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … Internet GesellschaftInformationszeitalterSocial Web
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