Hyperlinks und Querverweise in der technischen Dokumentation 06.10.201618.05.2021 Für den technischen Redakteur ist es täglich‘ Brot, Informationen miteinander zu verknüpfen ohne sie ständig zu wiederholen. Dadurch erhält der Querverweis seine Existenzberechtigung. Querverweise sind im Grund genommen die altertümliche Variante der Hyperlinks: beide ermöglichen dem Rezipienten, nicht nur die unmittelbar vorliegende Information zu erfassen, sondern ermächtigen ihn, sich weitere Informationen anzueignen, die nicht unmittelbar zum Inhalt gehören, aber thematisch mit ihm verwandt sind. Bei zunehmender Komplexität der Produkte und mitunter weit auseinander driftendem Vorwissen der Rezipienten werden Verweise und Verknüpfungen immer wichtiger. Es genügt nicht mehr zu sagen: „Dann ruft der halt an!“, oder: „Das weiß der doch!“. Tut er nicht. Soweit klingt das alles ziemlich theoretisch. Was bedeutet das in der Praxis und worin unterscheidet sich der Hyperlink von seinem älteren Bruder, dem Querverweis? Querverweis Der klassische Querverweis ist ein Kind des Papiermediums: Er leitet den Rezipienten auf eine andere Seite und verlangt dadurch, dass der aktuelle Informationsprozess unterbrochen wird. Das mindeste, was man von einem Querverweis daher verlangen kann, ist die Information darüber, wohin der Leser geführt wird (also eine Seitenzahl), und was ihn dort erwartet (zum Beispiel das Thema – erkennbar an der Überschrift).1 Bereits an dieser Stelle unterscheidet der Technische Redakteur die Qualität der Werkzeuge: Kann as Programm Querverweise setzen (möglichst konsistent) und auch verwalten? Handelsübliche Office-Utensilien scheiden hier aus, denn so viele Features ein Word (beispielsweise) hat — es kann keine vernünftigen Querverweise.2 Hyperlink Im Gegensatz zum Querverweis ist der Hyperlink ein Kind des Internetzeitalters: der Hyperlink benötigt kein Papier mehr, er ist noch nicht einmal auf Seiten angewiesen, sondern verweist auf vorher definierte Sprungziele. Dies können Überschriften sein wie beim Querverweis (sind es meist auch), es können aber auch einfache „Anker“ sein, also beliebige Stellen, die der Redakteur vorher definiert. Der Hyperlink hat allerdings auch einen Nachteil: als „Sprungquelle“3 kann jeder beliebige Text oder auch ein Bild dienen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass auf einer Internetseite der Klick auf das Logo zur Startseite führt, oder der Klick auf ein Bild auf der Startseite zu dem dazugehörigen Artikel führt. Aber wenn im Text ein beliebiges Wort als Hyperlink markiert ist, wissen wir auf den ersten Blick nicht, wohin uns der Link führt.4 In der harmloseren Version einer technischen Dokumentation klickt der Benutzer erst auf den Link, stellt dann fest, dass dies doch nicht zum gewünschten Ziel führt, und versucht zurück zu navigieren, nur um festzustellen, dass er jetzt den „Faden verloren“ hat. Das soll und darf nicht sein. Außerdem können Hyperlinks naturgemäß keine Seitenzahlen. Da das Internet nicht wie ein Handbuch hierarchisch und linear aufgebaut ist, ist das nicht weiter schlimm. Die Gefahr, sich in der Navigation der Hyperlinks (und nicht nur ihrer Pflege) zu verheddern, nimmt exponentiell zu: beim Verschieben der Information muss der Anker ja „mitwandern“. Ab 50 Hyperlinks wird dies während für den Redakteur zu einer Herkulesaufgabe — und 50 Hyperlinks (wie auch Querverweise) sind eher trivial. In der gedruckten Dokumentation geht das gar nicht. So einfach Hyperlinks zu setzen sind, so umständlich sind sie in der Verwaltung und so wenig hilfreich sind sie bei der Aneignung von Informationen. Was tun? Wäre es nicht schön, man könnte die Vorteile beider Verknüpfungstypen kombinieren — und vielleicht sogar sinnvoll verwalten? Kann man. Mit Madcap Flare. Wie das geht, steht in einem kommenden Beitrag. Nur zu schreiben „siehe Seite 123“ hat in etwa die gleiche Bedeutungstiefe wie der Ruf „Achtung!“ – kein Leser weiß, was ihn auf der angegebenen Seite erwartet oder worauf er achten soll. In beiden Fällen wird diese Aufforderung normalerweise ignoriert. Die Mühe hätte man sich auch sparen können. ↩Daher verzichten dann viele Kollegen auf das Setzen der in Word recht aufwändigen Querverweise, worunter natürlich die eingangs erwähnte Qualität der Informationsverknüpfung leidet. ↩Die Stelle, an der der Hyperlink eingefügt wird. ↩Dies machen sich beispielsweise Programmierer von so genannten „Phishing-Mail“ zunutze: sie suggerieren ein Sprungziel, das nicht existiert, sondern zu einer anderen Seite führt oder bösartige Software auf dem Rechner installiert. ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … technische dokumentation BenutzerfreundlichkeitInformationsprozesseRedaktion
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