Auch ich verabscheue Attentate — ein Attentat ist ein Mord aus politischen Gründen. Es ist ein Verbrechen, aber kein Terror. Man kann nun trefflich darüber streiten, ob es gerechtfertigte Attentate1 gibt. Was man aber nicht machen sollte — und daran krankt eigentlich unsere ganze Wahrnehmung politischer Gewalt — ist, Attentate als Terror darzustellen. Sie sind es nicht, vor allem nicht in demokratischen Ländern. Da dort schon per definitionem die Macht vom Volk ausgeht, macht ein Anschlag auf eine einzelne Person ja keinen Sinn.
Mehrdeutig ist in diesem Zusammenhang der (kolportierte) Ausspruch unserer Kanzlerin2, dass
„[…] im Kampf gegen den internationalen Terrorismus vor allem Diejenigen geschützt werden müssen, die unter ihm leiden.“
Moment: Müssen die geschützt werden, die unter dem „internationalen Terrorismus“ leiden? Oder die, die unter dem „Kampf gegen den internationalen Terrorismus“ leiden? Die Aussage ist da ambivalent. Vermutlich ungewollt. Sie lässt aber die Ansicht durchschimmern, dass man hier ein Feindbild zurecht zimmert, an dem man seine konzeptlose Herumwurschtelei austoben kann.
Denn wenn wir den „internationalen Terrorismus“ als internationale Kriminalität klassifizierten, fehlte uns doch der Popanz, das Totschlagargument zur Durchsetzung undemokratischer Instrumentarien, gell?