Was heißt hier „peinlich“?

250.00 geheime Unterlagen sind es ab heute nicht mehr. Danke wikileaks. Manche davon hat man vorher schon gelesen, andere werden noch gelesen — vielleicht auch von den darin Erwähnten. Und das sieht doch gar nicht schlecht aus.

Zumindest für unsere Politker. Wir werfen ihnen ja ständig vor, sie litten unter Realitätsverlust und Machbarkeitswahn. In einem Unternehmen, das auf seine Außenwirkung bedacht sein muss, ist das Feedback der Kunden und Gesprächspartner immer wichtig, um die Eigenwahrnehmung zu relativieren. Man will wissen, wie man auf die Gesprächspartner wirkt, um Missverständnissen vorzubeugen. In Unternehmen.

In der Politik aber scheint das so nicht zu sein. Da will man anscheinend gar nicht wissen, was die Leute von einem halten, wie man „rüberkommt“, warum sie einen abwählen oder gegen einen Politikstil protestieren. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass man sich in Berlin möglicherweise düpiert fühlt. Denn das, was wikileaks da verbreitet, ist uns Bürgern ja nichts Neues: ein sprunghafter bayerische Ministerpräsident, ein inkompetenter Ex-Amtskollege aus Baden-Württemberg, ein Außenminister, der zumindest zu Beginn seiner Amtszeit einen extrem schlechten Eindruck machte — alles das stand in Deutschland schon oft in der Presse, das konnte sich jeder Bürger selbst anlesen. Und das haben auch zahlreiche Medien häufig erwähnt. Selbst die staatstragenden (auch wenn sie das Urteil ein wenig in Watte gepackt hatten).

Nichts Besonders also. Und da kommt jetzt wikileaks und zeigt, dass die Regierten und die internationalen Gesprächspartner dasselbe denken. Ja ist doch toll! Endlich weiß beispielsweise auch Guido, wo er dran ist: Auch die Amis halten ihn für eine Lachnummer.

Ich würde mich da mal bedanken bei wikileaks, wenn ich deutscher Regierungs-Politiker wäre: Jetzt kann ich endlich mal an mir arbeiten. Aber bitte in der Opposition…

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