iCloud: Heiter bis wolkig 11.01.201405.05.2019 Schon mehrmals habe ich mich in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Angeboten zu diesem Thema beschäftigt, wobei immer die Benutzung und Benutzbarkeit im Vordergrund gestanden hat. Das soll auch so bleiben. Vor allem wenn ich mir jetzt mal einen Kandidaten anschaue, der zwar aufgrund seiner Hardware für dieses Thema prädestiniert ist, aber sich eigentlich nicht besonders nach vorne gedrängelt hat: Apple und seine iCloud. Hier ist nämlich schon der Name Programm. Das „i“ vor dem Namen ist mittlerweile zu einem Markenzeichen geworden seit der erste iMac 1998 in die Schaufenster kam und neben seinem völlig neuen Aussehen vor allem die Einfachheit beworben wurde, mit dem man damit ins Internet kam. Das war beabsichtigt, denn diese Rechner waren für den Normalanwender konzipiert: lieber weniger Leistung und mehr Komfort. Die Resonanz gab Apple Recht: Nicht nur, dass der knubbelige Computer die Firma vor dem Ruin bewahrte, er stellte – allerdings nur im Nachhinein zu erkennen – die Firma dort auf, wo sie noch heute steht. Nicht der einzelne Rechner mit Hardware bestimmt seinen Wert, sondern die Möglichkeiten, damit erfolgreich und möglichst unkompliziert zu kommunizieren und zu arbeiten. Damit ist sich die Firma aus Kalifornien bis heute treu geblieben, denn jede Hardware und Software, die danach kam, wurde graduell auf genau diesen Anspruch hin weiterentwickelt. Ob Laptops, die auf eine völlige Schnittstellenreduktion setzen (aktuelle MacBook-Rechner besitzen nicht einmal mehr ein CD/DVD-Laufwerk), oder Hardware, die mit geradezu lächerlich geringer Festplattenkapazität auskommen muss (der aktuelle Mac Pro hat gerade einmal 1 GB Festplattenspeicher) – sie alle leben davon, dass sie an ein schnelles Netzwerk angeschlossen werden, in dem dann große Server ihren Dienst tun und den notwendigen Lagerraum für Daten bereitstellen. Ohne Netzwerk sind diese Rechner nicht mehr viel wert, denn dann können sie nicht mehr kommunizieren. Dies gilt natürlich erst recht für die Mobilrechner iPhone und iPad, die seit sieben Jahren das Hardware- und Software-Design, selbst die komplette Vertriebsorganisation der Firma diktieren. Zu der „klassischen“ Hardware wie Rechner, Smartphones und Tablets gesellen sich weitere Dienste, die vor allem von den Möglichkeiten des Internets profitieren: App Store, iTunes – und die iCloud. iCloud Dienste In der Standardversion ist die iCloud mit 5 GB Speicherplatz kostenlos und kann damit von jedem genutzt werden, der einen Internetanschluss besitzt. Theoretisch. Praktisch macht es natürlich erst dann Sinn, wenn auch die Hardware vorhanden ist, die diese Daten abrufen kann. Apple-Hardware natürlich, denn nur auf dieser laufen die Programme (Apps), die diese Daten nutzen. Und damit ist auch klar, wer die iCloud bezahlt: nicht der Werbekunde, sondern jeder Käufer eines Apple-Geräts. Die Übersichtsseite des iCloud-Accounts Was bekommt man denn nun in der Wolke? iCloud verfolgt mehrere Ziele gleichzeitig: Kommunikationsdienste. Das bedeutet nichts weiter, als dass alle E‑Mails, die über einen iCloud-Account laufen, alle Kalender, alle Erinnerungen, alle Adressen und alle Notizen zwischen allen Apple-Geräten synchronisiert werden können, die mit diesem Account angemeldet sind. Außerdem können sie direkt auf dem Server im Internet ebenfalls benutzt werden. Eine E‑Mail, die auf dem Mac geschrieben und in den Ordner „Entwürfe“ verschoben wird (statt sie zu senden), ist auch dort auf einem iPhone oder im Internet-Browser auf der iCloud-Webseite zu finden. Gleiches gilt für die Kalender und Termine, die Adressen, Erinnerungen und Notizen. Die iCloud ist dadurch eine Art „Microsoft Outlook“ für Privatanwender. Datenmigration. Zusätzlich zu den Kommunikationsdiensten bietet die iCloud auch Datenabgleich an, der selbst von Drittanbietern genutzt werden kann. Die iCloud dient dadurch als Zwischenlager für verschlüsselte Daten wie sie beispielsweise Outbank oder OmniFocus benutzt. Oder sie dient mit Hilfe der „Navigationsdienste“ auch zum Auffinden des iPhones, des iPads oder des Mac-Computers. Da diese Dienste bis auf „Mein iPhone“ im Hintergrund ablaufen, fallen sie meist erst dann auf, wenn das iPhone mit Hilfe des Internets gefunden, gelöscht oder wiederhergestellt werden soll. Arbeitsplattform. Ähnlich wie Google mit dem Google-Drive oder Microsoft mit dem SkyDrive hat auch Apple eine Lösung im Angebot, die auf die eigenen Programme aufsetzt: iWorks. Dieser Aspekt ist etwas umfangreicher, weswegen er eine eigene Überschrift verdient. iWorks Die Idee, ähnlich wie andere große Software-Unternehmen Dokumente über das Internet zur Bearbeitung freizugeben, verfolgt auch Apple schon länger. Bereits vor Jahren hatte man ein eigenes Office-Paket bestehend aus Schreibprogramm („Pages“), Tabellenverarbeitung („Numbers“) und Präsentation („Keynote“) entwickelt, das den Namen „iWorks“ trägt. Aufmerksamen Lesern wird jetzt gleich aufgefallen sein, dass keines der genannten Programme ein „i“ im Namen hat. Richtig. Alle Programme wurden – vielleicht auch aus Trotz – zur gleichen Zeit in Angriff genommen, als sich Microsoft mit seinem Office-Paket vom Mac-Betriebssystem zu verabschieden drohte. Die Benutzeroberfläche dieser Programme ist daher auch teilweise radikal anders als man es von Office-Programmen gewohnt ist (Programme wie OpenOffice bzw. LibreOffice wirken ja eher wie nachprogrammierte Klone des Platzhirschen, Microsoft Office). Das gesamte Paket entstand daher zunächst als Software, die nur mit den Rechnern zu nutzen war, die auch OS X installiert hatten. Erst mit der Programmierung für die iOS-Geräte (iPod touch, iPhone und iPad) bekam dieses Paket einen gewaltigen Schub, denn nun konnten die Daten per Datenmigration miteinander synchronisiert werden: Eine Zahl, die man in einer Numbers-Tabelle auf dem iPhone anpasste, war Minuten später auch auf dem Mac geändert. Aufgrund der unterschiedlichen Hardware konnten jedoch nicht alle Möglichkeiten der Programme genutzt werden, so dass immer nur der kleinste gemeinsame Nenner der Dokumente synchronisiert wurde – und entsprechend Verluste auftraten. Das hat Apple seit wenigen Monaten komplett umgestellt. Wie zu erwarten, ging ein Aufschrei durch die Nutzergemeinde, als Apple im Oktober 2013 kurzerhand allen iWorks-Programmen nach Jahren der Stagnation ein kostenloses Upgrade spendierte, aber gleichzeitig alle Funktionen herausnahm, die bei der Synchronisation nicht erhalten blieben. Mit anderen Worten: iWorks auf dem Mac verlor an Nutzbarkeit. Schon früher hatte Apple mit den ersten iMacs und dem Verzicht auf ein Floppy-Laufwerk bewiesen, dass man sich nicht scheute, alte Zöpfe abzuschneiden auch wenn das Jammern groß werden konnte. So auch bei iWorks. Denn neu hinzugekommen ist die identische Bearbeitung aller iWorks-Dokumente in der iCloud. Die Bearbeitung von Dokumenten im Internet stellt Entwickler vor gewisse Schwierigkeiten, denn was in einem Programm mit Hilfe der Programmiersoftware möglich ist, muss im Internet durch HTML, JavaScript und Konsorten auch funktionieren. Dummerweise verfügen diese Internetprogramme (ich zähle der Einfachkeit halber auch HTML dazu) jedoch über einen weit geringeren Funktionsumfang. Was auf dem Deskop mit ein paar Zeilen Code gemacht ist, erfordert im Internet komplizierte Abfragen zwischen Server und Browser. Da dies aber für alle „Web-Applikationen“ (wie vor allem Googles „Text und Tabellen“) gilt, hat man sich daran gewöhnt, dass eben bestimmte Funktionen dort nicht zur Verfügung stehen. Dieser Minimalismus mag für Google genügen, die einfach alle Programme in der Cloud halten – für Apple ist das nichts, denn man hat ja schon Programme für die Hardware, die die Ansprüche höher gesetzt haben. (Diesen Anspruch hat auch Microsoft mit SkyDrive.) So also hat man bei Apple die Schreibtisch-Programme auf eine Internet-fähige Funktionalität zusammengestrichen und macht den Browser und seine Fähigkeiten damit zum Maß aller Dinge. Es spielt Apple natürlich dabei in die Hände, dass nicht nur die Internetanbindung der Benutzer immer schneller wird (und man dadurch auch größere Datenmengen schnell übertragen kann), sondern dass auch die Internetstandards in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht haben. Was heutzutage im Browser möglich ist, hätte noch vor fünf Jahren niemand für möglich gehalten. Vorlagen in der iCloud und auf dem Rechner Ein neues Dokument in der iCloud Wie sieht das nun praktisch aus? Schreiben wir doch einfach mal einen Text in der iCloud und schauen ihn uns dann auf dem Mac an. Die erste Einschränkung: Pages (die Textverarbeitung) ist derzeit nur auf Englisch verfügbar und noch im Beta-Stadium, da Apple in den kommenden Monaten noch Erweiterung vornimmt. Die Benutzung, das fällt sofort auf, ist sehr an einem „echten“ Programm ausgerichtet und hat wenig mit einem Browser zu tun. Vor dem Anlegen eines neuen Dokuments muss man nämlich gleich eine Vorlage auswählen. Diese Vorlagen wirken extrem komplex und professionell. Nehmen wir jetzt mal einen Lebenslauf für eine Bewerbung. Wie auch in der Mac-Version sind die Bedienelemente auf der rechten Seite (was bei den aktuellen Breitwandbildschirmen durchaus gerechtfertigt ist, aber nicht dem üblichen Office-Look entspricht) und können ein- und ausgeblendet werden. Abhängig vom gewählten Textelement (Text, Textbereich, Bild etc. wechseln die Bedienelemente, so dass die Benutzeroberfläche wesentlich spartanischer wirkt, als sie es ist. Apple-typisch. Spannender wird es, wenn grafische Elemente hinzukommen sollen. Freiformen etwa oder Bilder. Aber auch hier funktioniert die Software wie ein Schreibtischprogramm: Bilder zieht man einfach vom Computer in das Dokument, verschiebt sie und kann auch das Aussehen verändern. Wie auf dem Schreibtisch und extrem schnell. Und was passiert jetzt, wenn das Dokument mit Pages (oder einem anderen Programm) geöffnet werden soll? Nun, mit Pages synchronisiert iCloud ja automatisch. Für Word muss man das Dokument als eine Kopie speichern. Dann konvertiert der Server das Pages-Dokument in das ältere *.doc-Format für Microsoft Word und lädt es auf die Festplatte. Mit dem Ergebnis kann man durchaus leben, wenn man berücksichtigt, dass nicht alle Schriften, die auf dem Mac angeboten werden, auch auf dem Windows-Rechner installiert sind. Standardmäßig benutzt Pages die Helvetica Neue, wo Word mit Arial arbeitet. Mit anderen Worten: Die Schrift muss man anpassen, dann wird es brauchbar. Die Formen allerdings leiden, da die Auflösung unterdurchschnittlich ist. Bilder hingegen sind keine Probleme. Und Pages? Wie zu erwarten, passt das Dokument lückenlos, so dass man auf den ersten Blick fast gar nicht zwischen der Internet-Version und der Computer-Version unterscheiden kann. Der Vergleich: iCloud, Pages und Word Fazit Kompatibilität vor Featuritis. Der Ansatz, auf allen Geräten kompatible Dokumente bereitstellen zu können, hat zwar zur Folge, dass manche Funktionen nicht mehr funktionieren (und nur vielleicht noch nachgerüstet werden), dafür aber auf allen Geräten, die Apple verkauft, zu einem nahtlosen Benutzererlebnis führen sollen. Apple-typisch. Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailBlueskyMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … appseits Cloud
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