Ich bin heute auf einen Artikel bei Heise online gestoßen, in dem es um die Nutzung und das Nutzerverhalten in Deutschland geht. An sich nichts Neues, wenn dort nicht auch die berühmt-berüchtigten Heise-Trolle ihr Unwesen in den Kommentarspalten treiben würden. Die Lektüre der dort versammelten Überzeugungsschreiber kann durchaus amüsant sein, aber auch zum Nachdenken anregen. So beispielsweise auch dieser Kommentar:
Worüber ich gestolpert bin (ich musste den ganzen Kommentar allerdings mehrmals lesen), ist der Begriff des „Persönlichkeitsversagers“. Was ist das?
Ich kenne den allseits beklagten „Schulversager“, ein bemitleidenswerter Kollateralschaden der in staatlichen Anstalten betriebenen Dressur, auch „Schule“ genannt. Dort gibt es klare Regeln und es werden die Ergebnisse der Dressur in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen gemessen und jährlich beglaubigt. Wer den Kriterien nicht genügt, hat versagt und ist demzufolge ein Versager. Hier: Schulversager.
Das Versagen setzt also eine Organisationsform voraus, die nach Regeln operiert und deren Ergebnisse innerhalb eines bestimmten Zeitraums messbar und vergleichbar zu sein haben. Man kann mithin nur versagen, wo es etwas gibt, an dem man versagen kann. Regeln zum Beispiel1
Und der Persönlichkeitsversager? Gibt es Regeln oder Maßstäbe, mit denen die Persönlichkeit eines Menschen verglichen wird? Kann man Karmapunkte sammeln, die nach 50 Jahren gewichtet und belohnt oder bestraft werden?
Ist Jemand, der einer alten Frau den Sitzplatz im Bus wegnimmt, dann ein Persönlichkeitsversager oder nur ein unhöflicher Mensch? Jemand, der – um wieder auf das Thema des oben genannten Beitrags zu kommen – während des Essens ständig in sein Smartphone guckt, ein Essenversager? Jemand, der kein Fernsehen besitzt, ein TVersager (auch nicht schlecht, oder?)?
Oder ist dieser Begriff einfach heiße Luft, um als Totschlagargument die eigene elitäre Sicht auf unsere Gesellschaft zu rechtfertigen und schönzureden? Also nur einfach das Verbrennen heißer Luft, ein Vergaser?
Es muss ja keinesfalls bedeuten, dass ein Schulversager ein besonders auffassungsschwacher Mensch ist – es gibt Kinder, die brauchen länger oder eine andere „Dressur“. ↩