Eher zufällig produktiv? 23.11.201403.11.2018 Es ist 8 Uhr morgens. Wir setzen uns an den Schreibtisch und schalten den Rechner ein. Während das Betriebssystem alle angeschlossenen Geräte durchzählt und die Blöcke im Arbeitsspeicher namentlich aufruft, holen wir uns eine Tasse Kaffee und sehen dem Rechner beim Starten zu. Es meldet sich das System, dass ein Update ansteht und man daher nach der Installation den Rechner neu starten müsse. Wir rühren den Kaffee um. Immer noch zu heiß zum Trinken. Da piept das Smartphone, es hat eine E‑Mail empfangen, wir sollen den Chef anrufen (der ist heute nicht an seinem Arbeitsplatz) wegen der Installation des WLAN-Adapters. Aber erst um 10 Uhr. Na, dann haben wir ja noch Zeit und können erst mal alle anderen E‑Mails lesen, die so im Eingangskorb gelandet sind. Ein morgendliches Szenario an deutschen Arbeitsplätzen in der Dokumentationsbranche. Schön, wenn es immer so entspannt wäre – und bliebe. Alltag Leider aber hält dieser Zustand nicht lange an, denn entweder funktioniert das Update nicht, der bisher immer funktionierende Drucker meldet sich nicht, der Chef ist um 10 Uhr und auch um 11 Uhr nicht erreichbar, stattdessen rufen die Kollegen aus der Entwicklung an und wollen wissen, was man hinsichtlich des Adapter zu tun gedenkt und wo denn nun die Übersetzung sei, für 10 Uhr wird ein kurzfristiges Meeting anberaumt, bei dem die Kostenstruktur der Dokumentation besprochen werden soll, um das Budget fürs kommende Quartal abzustecken, die Kollegin ruft an, dass ihr Kind Fieber hat und sie daher nicht kommen kann, man also irgendwie an die Besprechungsunterlagen des verschobenen Meetings kommen muss (vor 9:45 wegen der Ausdrucke, wobei der Drucker ja immer noch nicht …), – Mit anderen Worten: die Entspannung ist weg, die eigentliche Tätigkeit, nämlich die Dokumentation zu ergänzen mit drei Sätzen, fällt vermutlich heute hinten runter. Und die Produktivität kommt auch nicht hinten hoch. Schnellvorlauf. Es ist 16:15 Uhr. Die drei Sätze haben wir immer noch nicht geschrieben. Wir müssen sie sowieso erst freigeben lassen. Dummerweise ist der Entwicklungsleiter jetzt eine Woche in Urlaub und sein Stellvertreter erklärt sich für nicht zuständig. Die Zahlen für das Meeting waren nicht zu bekommen, wir haben die Besprechung der Kostenstruktur daher auf die kommende Woche verschoben, aber zumindest mit den zurückliegenden Zahlen operieren können. Die sind zwar nicht mehr gültig, aber statt einer abfälligen Bemerkung über die Schlampigkeit der Dokumentation ist es bei einem Augenrollen geblieben. Der Drucker? Da ist vermutlich irgendein Verschleißteil hinüber und muss nachbestellt werden. Wer das macht, ist nicht klar, weswegen das vermutlich an der Dokumentation hängenbleibt, die sich dazu erst eine Genehmigung aus der Buchhaltung holen muss. Und die Unterschrift vom Chef. Der kommt am Montag. Außerdem – was ist das für ein Bauteil überhaupt und wo bestellt man das? Dafür haben wir den Entwicklern aber mitteilen können, dass sich die Übersetzung noch verzögert, weil ja die drei Sätze noch fehlen, die dann der Entwicklungsleiter aus der Ferne freigeben muss. Die Kollegin hat davon wenig mitbekommen, sie wird erst übermorgen wieder da sein, ihr Kind hat es ziemlich böse erwischt. Hoffentlich steckt sie sich nicht an. Verwaltung Was haben wir an so einem möglicherweise typischen Tag also geschafft? Oder anders herum: womit können wir unsere Tätigkeit eigentlich messen und bewerten? Es sind an einem durchschnittlichen Arbeitstag gerade in der Dokumentation ja nicht eindimensionale Produkte fertigzustellen oder abzuarbeiten, sondern es gilt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Informationen zu jonglieren, sie zu ordnen, zu kommunizieren, mit einem Zeitstempel oder einer Erinnerung zu versehen, damit wir nicht im Chaos versinken. Die Arbeitsleistung besteht also nicht alleine aus den drei Sätzen, die wir immer noch zu schreiben haben, sondern in der Verwaltung der Informationen, die weitläufig damit zusammenhängen. Wie aber macht man das? Merken, analog Es gibt Kollegen, die haben einen Stapel Schmierzettel aus dem Papierkorb neben dem Drucker gefischt und schreiben sich alles auf. Die Papiere sehen dann später aus wie abstrakte Entwürfe für ein Wandgraffiti und niemand findet sich darauf zurecht, auch nicht der Verfasser. Vor allem, wenn drei oder vier Seiten am Abend auf dem Schreibtisch Nachlaufen spielen. Dann bricht spätestens am nächsten Morgen Hektik aus: Wo ist diese Notiz bloß wieder? Warum habe ich dieses Wort eingekringelt? Hatte ich dem Chef die neue Information eigentlich mitgeteilt? Um das nicht falsch zu verstehen: Natürlich ist es immer besser, Informationen nicht (nur) im Kopf zu behalten, sondern aufzuschreiben. Wer schreibt, der bleibt. Nun ist es aber so, dass diese Informationen auf dem Papier von sehr unterschiedlicher Art sind: Manche dienen der Arbeitsplanung und erfordern nachfolgende Tätigkeiten. Manche dienen der Archivierung des Wissens und damit der reinen Protokollierung. Manche Informationen besitzen einen inneren Zusammenhang (beispielsweise das Ergebnis der Budgetplanung und die Kostenstruktur). Und manche ergänzen nur eine vorhandene Information und vertiefen sie. Dieses Wissen im Kopf zu behalten, ist zwar von Vorteil, wenn man sich unentbehrlich machen möchte (was oft aber nicht gelingt), es hat aber den entscheidenen Nachteil, dass andere darauf nicht aufbauen und es dementsprechend ergänzen können. Papier ist da schon mal ein erster Schritt. Nur aufgrund der Haltbarkeit nicht besonders nutzbringend, denn das Wiederfinden ist meist eine Qual – und häufig erfolglos. Merken, digital Beide Programme sind kostenlos, sowohl für Smartphones und Tablets als auch für Computer, erfordern aber einen Account (für den Cloud-Server), über den die Informationen synchronisiert werden. Dieser Account ist bei Evernote kostenlos in der einfachen Version mit begrenzter monatlicher Übertragungskapazität oder kostenpflichtig (Premium und Business). Für OneNote ist ein Microsoft Account erforderlich. Das Programm wird mit Office 365 ausgeliefert. Evernote. Verfügbar für Windows ab Vista, OS X ab Version 10.7.5 (64bit), Android und iOS OneNote. Verfügbar für Windows ab Windows 7, OS X ab Version 10.9, Android, iOS und Windows Phone ab 7 Seit etwa einer Generation gibt es daher die durchaus sinnvollere Option, die Informationen in Form von Notizzetteln oder kleinen Dokumenten digital abzulegen. Textverarbeitung geöffnet und Text rein. Speichern und fertig. Sollte dieses Dokument einen sinnstiftenden Namen besitzen, ist das Wiederfinden leichter als mit der analogen Variante. Unglücklicherweise häufen sich im Laufe der Zeit diese Dokumente doch arg, so dass man zum Wiederfinden die Suchfunktion des Computersystems benutzen muss, das nach den Dateinamen und mittlerweile auch in den Dokumentinhalten suchen kann. Damit ist ein Problem aus der Welt. Leider ist es nicht das Einzige. Sollten Informationen nämlich nicht nur gehortet und auf der Festplatte abgelegt in den Tiefen des Dateisystem verschwinden, sondern stattdessen mehreren anderen Informationen zugeordnet werden, kommt dieses System an seine Grenzen. Außerdem steigt mit zunehmender Menge unterschiedlicher Informationen die Möglichkeit, dass sie nicht mehr nur von einer Person benutzt und angelegt werden, sondern von mehreren Personen gleichzeitig. Zu Beidem ließe sich – falls man weiterhin auf Dokumente im Dateisystem setzt – eine Lösung finden: Dokumente per Hyperlinks verknüpfen und Ausschnitte daraus in eine E‑Mail kopieren und verschicken. Es ist allerdings recht offensichtlich, dass diese Vorgehensweise nur Flickwerk ist, denn zum einen werden die Hyperlinks zerstört, sollte der Dateipfad geändert werden oder die Zugriffsberechtigungen, zum anderen weiß keiner der Teilnehmer, wo diese Dokumente eigentlich lagern und mit welchen sie denn nun verknüpft sind. Letzteres – das Verschicken der Ausschnitte – ist sogar kontraproduktiv, denn mit dem Kopieren entsteht eine – nun – Kopie, die Information bekommt einen Zwilling, dessen weiterer Weg nicht mehr bestimmbar ist. Sollte sich die Information ändern, nachdem die Kopie verschickt wurde, existieren zwei Versionen. Welche ist dann die Richtige? Die Lösung Die Fragen, die oben angerissen wurden, sind weder neu noch einzigartig. Mit zunehmender Informationsdichte hat sich ihre Dringlichkeit allerdings dramatisch verschärft. Und letztendlich beruht auch die Erfindung des Internet auf diesen Überlegungen. Warum also sollte man das Rad neu erfinden? Die Kunst besteht darin, die Möglichkeiten der Technik zu kombinieren und sie für den potenziellen Benutzer auch verständlich und damit nutzbar zu machen. Auf dem Markt existieren dazu zahlreiche Lösungen (beispielsweise Evernote – siehe Evernote – der Überallnotizblock – und auch OneNote von Microsoft). Beide Werkzeuge haben Vor- und Nachteile, die allerdings je nach Kontext sehr unterschiedlich gewichtet sind. Beiden Tools ist allerdings gemein, dass sie mit unterschiedlichster Hardware zu bedienen sind (Tablet, Smartphone und Computer) und dazu sehr stark die Cloud einbeziehen. In jedem Fall aber setzen sie trotz aller Benutzerfreundlichkeit voraus, dass entweder beim Benutzer ein hoher Leidensdruck herrscht, sich mit diesen Tools beschäftigen zu müssen – oder aber die Einsicht vorhanden ist, dass Produktivität eben kein Zufall ist. Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … redaktion notesproduktivitaet
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