Bildung statt Heimat 20.12.201520.12.2015 Zum Jahresende wird es ein bisschen autobiografisch: Ich habe klammheimlich immer schon Mitmenschen bewundert, die einen Ort auf der Welt ihre „Heimat“ nennen konnten. Menschen, die immer genau wussten, woher sie kommen und wo sie einmal beerdigt werden wollen. Weil sie dort ihre Kindheit und viele prägende Jahre verbracht hatten.1 Das hatte ich nicht. Ich habe viele Jahre im Ausland verbracht, viele prägende Jahre. In Ländern, die ein anderes Menschenbild haben als wir. In denen die Familie und die Ehre wichtiger sind als hier. Länder, in denen die Würde eines Menschen an seiner Hautfarbe abgelesen wurde. Länder, in denen Vieles anders war als hier, aber eines gleich: Alle wollten für ihr Dasein Anerkennung. Alle wollten in Frieden schlafen können und die Aussicht haben, von ihrer Tätigkeit leben zu können. Das ist nicht viel, aber es hat mir gezeigt, dass Materielles uns unterscheidet, der Wunsch auf eine Zukunft uns aber eint. Und noch etwas habe ich gelernt: Wer keine Heimat hat, der braucht Bildung. Nicht Ausbildung, sondern Bildung. Bildung ist nicht der Erwerb irgendwelcher Noten an deutschen Schulen oder die Jagd nach Schlüsselqualifikationen.2 Bildung ist die Fähigkeit, Neues und Unbekanntes nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu verstehen. Es ist das Grundvertrauen in die eigene Intelligenz. Das muss man allerdings haben. Das Grundvertrauen. Die Intelligenz dazu kann man sich aneignen. Bildquelle Karawane: http://images.forwallpaper.com Solche Menschen verkümmern, wenn sie zu lange ohne einen konkreten Grund ihrer Heimat fernbleiben müssen. Fern der Heimat bauen sie sich vielleicht eine eigene Notheimat, essen zumindest wie Zuhause oder kleiden sich wie immer. Erziehen ihre Kinder so, dass sie im Bewusstsein einer Heimat aufwachsen. Auch wenn die Kinder das nicht unbedingt tun, denn Kinder sind anpassungsfähiger als alte Leute. Kinder passen sich an und lernen von ihrer Umwelt – nicht von den alten Geschichten der letzten Generation, die sich an ein Traumbild der Heimat klammert. ↩Schlüsselqualifikationen sind die Fertigkeiten der Beschäftigten, die einem Unternehmen dabei helfen, einen möglichst hohen Mehrwert aus der Tätigkeit dieses Beschäftigten zu quetschen. ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … thinkware ErziehungFamilieZukunft
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