On the diversity of species 10.05.201901.02.2022 „Die Menschheit bringt sich um!“ – „Die Steinzeit bricht aus!“ – „In zwölf Jahren sind wir alle tot!“ – „Wir müssen unsere Industrie (wahlweise auch Religion oder Kultur) vor dem Untergang bewahren!“ Vielleicht ist es möglich, ab und zu einen Schritt zurück zu machen statt sich an Untergangsszenarien zu ergötzen. Und ja: die Aussichten sind schlecht, wenn wir in Deutschland und den anderen reichen Ländern so weiterleben wie bisher. Wenn wir von der Ausbeutung anderer leben, uns Profit wichtiger ist als Menschenwürde oder eine Umwelt in Kauf nehmen, die lebensfeindlich ist. Für alle. Denn wir können hier nicht weg von diesem Planeten. Wir sitzen alle im selben Boot. Und nicht nur das: die Umwelt wartet nicht auf uns, bis wir uns darauf geeinigt haben, was wir tun wollen und ob überhaupt. Wir haben durch unseren Konsum einen Mechanismus in Gang gesetzt, der sich fast nur noch mit utopischen Maßnahmen verhindern ließe. Wir können die Entwicklung nur noch bremsen, Zeit schinden – aufhalten können wir sie nicht. Das hätten wir vielleicht vor vierzig Jahren gekonnt, als das Thema der Wachstumsgrenze zum ersten Mal außerhalb akademischer Kreise die Öffentlichkeit erreichte. Aber wir haben nicht zugehört, haben uns als Gesellschaft nicht eingeschränkt, sondern haben eher noch einen Gang zugelegt wie in einem billigen Autospektakel, in dem man versucht, mit möglichst hoher Geschwindigkeit möglichst viele Autos zu überspringen. Die Evolution ist aber kein Spektakel. Es ist der Erde auch vollkommen egal, ob und wieviele Menschen bei einer Klimakatastrophe ihr Leben verlieren.1 Es ist der Erde auch völlig egal, welche Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung jeder von uns hat. Auf dieser Erde ist aus einem seltsamen Zufall heraus Leben entstanden, Leben, das es sogar soweit gebracht hat, dass es sein eigenes Tun reflektieren kann. Diese Entwicklung ist noch relativ neu, daher steckt die Evolution dieses Bewusstseins noch in den Kinderschuhen (erdgeschichtlich betrachtet) und beginnt eigentlich erst, sich zu diversifizieren. Unglücklicherweise aber befinden wir uns in einem Flaschenhals der menschlichen Geschichte, denn so wie die Ausbreitung des Menschen auf der Erde schon öfter an einem seidenen Faden hing und von den zahlreichen Hominiden nur eine Rasse überlebt hat – der „homo sapiens“, wie er sich selbst unbescheiden nennt – und sich in den letzten 40000 Jahren mit dem Ende der letzten Kaltzeit überall auf der Erde festgesetzt hat, so unbestimmt ist auch seine Zukunft. Schließlich gab es schon mehrere Perioden, in denen bis zu 90% des Lebens auf der Erde ausgestorben ist. Und das waren nicht nur große Tiere, die nicht mehr ausreichend Nahrung fanden, sondern vor allem Meerestiere, die in schier unermesslicher Zahl in Seen und Meeren Nahrung fanden und sich vermehrten. Als die Seen und Meere verlandeten und durch einen allmählichen Klimawandel versauerten, gingen sie zu Milliarden ein. Die Ursache für ihr Aussterben war weder ihre Größe noch ihre große Zahl – der eigentliche Grund war ihre geringe Diversität. Mit anderen Worten: sie besaßen nicht genügend Unterschiede in der biologischen Anpassungsfähigkeit, die zum Überleben ausgereicht hätten. Sie waren nicht ausreichend unterschiedlich, um auch die ökologischen Nischen zu besetzen, die vom Massenaussterben nicht so stark betroffen waren. Diese Anpassungsfähigkeit ist das Ergebnis der Evolution. [Unter Evolution] wird die allmähliche Veränderung der vererbbaren Merkmale einer Population von Lebewesen und anderer organischer Strukturen (z. B. Viren) von Generation zu Generation verstanden. (wikipedia) Nun sind wir Menschen eine der anpassungsfähigsten Spezies überhaupt, können aber ohne andere Lebewesen nicht überleben. Denn während sich andere anpassungsfähige Tiere wie die Kakerlake auch von den eigenen Artgenossen ernährt, sind wir auf funktionierende Ökosysteme angewiesen. Wohlgemerkt: die Abhängigkeit ist einseitig, denn für ein funktionierendes Ökosystem sind wir Menschen eher überflüssig. Aufgrund unserer Anpassungsfähigkeit sind wir Menschen aber in der Lage, uns in den unterschiedlichsten Ökosystem zu behaupten und unseren Nutzen daraus zu ziehen – sofern wir diese Ökosysteme nicht zerstören oder keine neuen finden. Bis vor wenigen Jahrhunderten hat diese „extensive“ Nutzung dazu geführt, dass wir bis in die entlegensten Winkel der Welt vordringen konnten. Diese Winkel gibt es nicht mehr. Es gibt keine neuen Ökosysteme mehr, in die wir einfallen können und die uns das Überleben sichern. Das liegt aber nicht daran, dass wir zu viele Menschen sind, sondern dass wir unsere Ökosysteme zerstören statt zu nutzen. Diese Tatsache dämmert mittlerweile vielen, ob sie es nun bewusst verdrängen oder sich selbst geißeln. Wir sitzen in einem großen Escape-Room und es gibt keinen Weg nach draußen. Wir haben daher begonnen, uns von unseren Artgenossen zu ernähren (im übertragenen Sinn): wir beuten zunehmend andere Menschen aus, verweigern ihnen die Rechte, die wir selbst beanspruchen, und beginnen damit, uns selbst zu zerstören. Vor allem aber zerstören wir damit das, was unser Überleben bislang gesichert hat: unsere Anpassungsfähigkeit und unsere Diversität. Denn jede Kultur und jedes Leben, das wir achtlos wegwerfen, könnte genau das sein, dass der Menschheit durch den evolutionären Flaschenhals hilft. Das Tröstliche: die Menschheit wird sich anpassen, aber sie wird eine andere sein. Und wir wissen nicht, welche Kultur und gesellschaftlichen Gruppen am besten angepasst sein werden, wenn unsere jetzige Art zu leben unmöglich sein wird. Die Starken und Großen werden es jedenfalls nicht sein. Wobei „Katastrophe“ immer so klingt, als ob wir Menschen nichts dazu könnten. ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailBlueskyMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … thinkware GeschichteGesellschaft
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