Ein Engel. 26.07.201921.08.2019 Der nachfolgende Text ist der Predigttext anlässlich der Abiturfeier 2019 des Oskar-von-Miller Gymnasiums in München. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin. 4 Da ging Tobias hinaus, um jemanden zu suchen, der den Weg kannte und mit ihm nach Medien reisen würde. Und er ging hinaus und fand den Engel Rafaël, der bereits zur Reise gerüstet dastand. Und Tobias erkannte nicht, dass er ein Engel Gottes war. 5 Und er sprach zu ihm: Woher kommst du, mein Freund? Der aber antwortete ihm: Von den Israeliten, deinen Brüdern; ich bin hierher gekommen, um Arbeit zu finden. Und Tobias fragte ihn: Kennst du den Weg nach Medien? 6 Und er sagte zu ihm: Ja, ich bin schon oft dort gewesen und kenne alle Wege. Oft bin ich nach Medien gezogen und habe Herberge genommen bei unserem Bruder Gabaël, der in der Stadt Rages im Lande Medien wohnt. Zwei ganze Tagereisen sind es von Ekbatana bis nach Rages. Denn es liegt im Gebirge, Ekbatana aber in der Ebene. 7 Und Tobias sagte zu ihm: Warte doch einen Augenblick auf mich, mein Freund. Ich will hineingehen und es meinem Vater erzählen. Denn ich brauche dich, dass du mit mir ziehst. Ich will dir auch einen Lohn dafür geben. 8 Der antwortete ihm: Siehe, ich warte, nur verweile nicht zu lange. 9 Und Tobias ging hinein und erzählte es Tobit, seinem Vater: Siehe, ich habe jemanden gefunden, der ist von unseren Brüdern, den Israeliten. Da sprach Tobit zu ihm: Rufe mir den Menschen herein, damit ich erfahre, aus welcher Familie und aus welchem Stamm er ist und ob er zuverlässig genug ist, um mit dir zu reisen, mein Kind. 10 Und Tobias ging hinaus, rief ihn und sagte zu ihm: Freund, mein Vater ruft dich. So ging er zu ihm hinein, und Tobit grüßte ihn zuerst, und er sagte zu ihm: Freude sei mit dir! Und Tobit antwortete und sprach zu ihm: Was soll ich denn für Freude haben? Ich bin ein Mensch, der sein Augenlicht verloren hat und des Himmels Glanz nicht schauen kann, sondern liege in der Finsternis wie die Toten, die das Licht nicht mehr sehen können. Noch lebendig, weile ich doch unter den Toten: Ich höre die Menschen reden, doch ich sehe sie nicht. Und er sprach zu ihm: Sei getrost, bald wird Gott dich heilen. Sei getrost! Und Tobit sagte zu ihm: Tobias, mein Sohn, will nach Medien ziehen. Kannst du ihn begleiten und ihn hinführen? Ich will dir den Lohn dafür geben, mein Bruder. Und er antwortete ihm: Gern will ich mit ihm ziehen, ich kenne alle Wege. Ich bin oft nach Medien gewandert und habe all seine Ebenen und Gebirge durchzogen; dort kenne ich alle Wege. 11 Und Tobit sagte zu ihm: Bruder, aus welchem Vaterhaus bist du und aus welchem Stamm? Sage es mir! 12 Da sprach er: Wozu willst du denn meinen Stamm wissen? Und er sagte zu ihm: Ich möchte jetzt die Wahrheit wissen: Wessen Sohn bist du, mein Bruder, und wie ist dein Name? (https://www.bibleserver.com/text/LUT/Tobit5) Ein Engel. Klassisch definieren wir einen solchen entweder nach Raffael als kleine, pausbäckige Jungen mit rot-schwarzen Miniaturflügeln, oder nach Da Vinci als imposante, schmal gebaute Erzengel mit riesigen Flügeln, die auf uns wirken wie Amazonen. Tatsächlich aber besagt die eigentliche kirchliche Definition eines Engels weder das eine, noch das andere. Laut der Heiligen Schrift handelt es sich bei Engeln um geistige, körperlose Wesen — daher mit Willen und Verstand. Tobias trifft auf einen Engel, welchen er nicht als solchen erkennt. Er trifft auf Raphael, der sich bereiterklärt, mit Tobias zu reisen. Ist es nicht sonderbar, dass er keine Fragen stellt, als er ihn einfach so auf die Reise begleitet? Hinzu kommt noch, dass es sich bei Raphael um einen der vier Erzengel handelt, der Tobias in menschlicher Gestalt begegnet — und keinesfalls durch Zufall. Laut mittelalterlicher Tradition ist Raphael der Schutzpatron der Kranken und Apotheker. Tobit, Tobias’ Vater erblindet, als “Sperlinge ihren warmen Kot in [seine] offenen Augen” fallen lassen (Tobit 2, 10) und wird schließlich auf Gottes Auftrag hin von eben diesem, von Raphael, geheilt. Umso mehr Bedeutung gewinnt daher die Tatsache, dass ausgerechnet der Erzengel Raphael zu Tobias’ Begleiter wird. Raphael stimmt also zu, mit Tobias zu reisen; den Weg kenne er bereits und bleibt dabei aber inkognito. Warum? Warum erzählt Raphael Tobias nicht, dass er ein Engel ist? Vor allem aber: warum erkennt Tobias Raphael nicht? Das Wort “inkognito” beschreibt grundsätzlich die Geheimhaltung seiner eigenen Identität, die Anonymität (lat. Präfix in, cognitus). Raphael bewahrt seine Identität vor Tobias, er begegnet ihm als x‑beliebige Person auf der Straße, die sich dazu bereiterklärt, mit ihm von Ninive nach Rages zu reisen. Der Engel bleibt unerkannt; wieso aber tut er es? Wir bleiben anonym, um unsere wahre Identität zu verschleiern. Heute meistens im Internet. Es geht niemanden etwas an, wer sich den roten Umhang für esoterische Rituale auf Amazon bestellt. Es geht niemanden etwas an, wo ich wohne, und wenn ich meine Meinung kundgeben will, ohne dass meine Identität dahinter steht und ich mit dieser Aussage in den Köpfen von Lesern online verbunden bin, gebe ich nicht an, wer ich wirklich bin. Ich kann mich hinter meiner Anonymität verstecken und diese ausnutzen, um Hass oder einfach nur Unsinn zu verbreiten — wer wird mich aufhalten, wenn niemand weiß, wer ich bin? Und wer wird versuchen, meine Kommentare mit dem Bild zu verbinden, dass eine Person von mir erhält, wenn ich Informationen im Internet von mir preisgebe? An dieser Stelle kommen wir dem hypothetischen Grund, warum Raphael für Tobias unerkannt bleibt, näher. Der Erzengel, der in unseren Köpfen als großgewachsener, trainierter Wächter mit riesigen Flügeln und langen Haaren erscheint (das zumindest ist meine Vorstellung), benutzt seine Anonymität wohl kaum als Maske, um sich anderen nicht zeigen zu müssen, um seine Taten verbergen zu können, hinter denen er nicht aufrichtig steht. Nein, Raphael bleibt unerkannt, sodass sich sein Begleiter kein Bild von ihm machen kann, das auf den Vorurteilen lastet, welche unbewusst in unserer Vorstellung erscheinen, wenn wir das Wort “Engel” hören. Raphael bleibt bewusst der Unbekannte, den Tobias anspricht. Nicht wissend, dass es ein Engel ist. Nicht wissend, einen Boten Gottes vor sich zu haben. Und Tobias fragt ihn trotzdem und kann sich sein Bild von Raphael machen, auf dessen Taten basierend, nicht auf seinem Namen. Eine kleine Anmerkung möchte ich an dieser Stelle noch machen. Wahrscheinlich hat eine solche Feststellung schlichtweg mit dem vergangenen Deutschunterricht zu tun und wird daher beim ein oder anderen ein Augenrollen bewirken. Sei es drum. Ich hatte vorhin kurz erwähnt, dass Tobit, Tobias’ Vater, durch Raphael von seiner Blindheit geheilt wurde. Tobit wurde das Augenlicht genommen und dennoch kann er durch Gottes Hilfe wieder sehen. Darauf werde ich später noch einmal zurückgreifen. Aber auch Tobias ist gewissermaßen blind, was Raphaels Identität angeht. Er sieht ihn nicht als Boten Gottes, obwohl Raphael vor seiner Nase steht und seine Reisebegleitung wird. Dennoch erkennt er ihn nicht, und erweist sich auf diese Weise, ähnlich wie sein Vater es gewesen ist, als “blind”. 18 Und seine Mutter weinte und sagte zu Tobit: Warum hast du mein Kind weggeschickt? Ist er nicht unsere Stütze, wenn er bei uns aus und ein geht? 19 Es muss doch nicht das Silber zum Silber kommen; ach könnte es doch das Lösegeld für das Leben unseres Sohnes werden! 20 Was uns vom Herrn zum Leben gegeben wurde, ist doch genug für uns! 21 Doch Tobit sprach zu ihr: Sorge dich nicht! Wohlbehalten wird unser Kind dahinziehen und wohlbehalten wird es zu uns zurückkehren. Deine Augen werden es sehen an dem Tage, an dem es wohlbehalten zu dir zurückkehrt. Sorge dich nicht um die beiden und fürchte dich nicht, meine Schwester. 22 Denn ein guter Engel wird ihn begleiten, und seine Reise wird gelingen, und er wird wohlbehalten zurückkehren.23 Und sie hörte auf zu weinen.(https://www.bibleserver.com/text/LUT/Tobit5) Seine Mutter Hanna weint, als Tobias fortgeht. Für sie nimmt ihr Sohn die Funktion der Altersversorgung ein, wenn Tobit nicht mehr selber Geld erwerben kann. Aus heutiger Sicht mag das verwunderlich klingen — ich zumindest hoffe, dass ich für meine Eltern nicht primär existiere, um ihre Rente zu mitzufinanzieren und mich um sie im Alter zu kümmern. Aber so alt ist die veränderte Sichtweise von Kindern als Altersstütze noch nicht. Erst 1889 führt Bismarck als Reaktion auf seine gescheiterten Sozialistengesetze die Alters- und Invaliditätsversicherung ein, um die Arbeiter an den Staat zu binden und die aufgekommene Sozialdemokratie zu schwächen. Trotz der geringen Leistungen waren diese Gesetze (unter anderem) richtungsweisend für die staatliche Sozialpolitik und verbesserten die Lage der Arbeiterschaft (Stichwort: Soziale Frage) zusehends und leiteten gleichzeitig auch ein verändertes Bild der Familie ein, das dem näher kommt, wie wir heute den Begriff “Familie” definieren. Aber auch nach über 100 Jahren hat sich diese Sozialgesetzgebung keineswegs international etabliert. Die Sozialdemokratie geschwächt hat Bismarck dadurch aber nicht. Aber auch Hanna erkennt, dass das Leben ihres Sohnes wichtiger ist, als die Altersversorgung, die Tobias gewesen wäre. Sie lässt ihren Sohn fortgehen mit einem Fremden. Sie gibt ihn frei und lässt als Mutter los. Sie gibt ihren Jungen frei, auf dass er selbstständig werde und die Welt erfahre. Sie gibt Tobias in die Hände Raphaels, nicht wissend, wer er ist, nicht wissend, ob ihr Sohn zurückkehren wird. In diesem Moment sind ihr jegliche Finanzen, jegliche Hilfeleistung egal. Sie erkennt, als Mutter, das Leben ihres Sohnes als oberste Priorität an. Aber anders als Mutter und Sohn, erkennt Tobit Raphael als Engel, der seinen Sohn begleitet und er weiß, dass Tobias in sicheren Händen die bevorstehende Reise absolvieren wird. Er hat Vertrauen in Raphael und in Gott, denn er sieht. Der einst blinde Tobit, dem Raphael auf Gottes Wunsch hin das Augenlicht wiedergegeben hat, sieht. Nicht nur innerhalb des für den Menschen sichtbaren Lichtspektrums, sondern Raphael. Tobit sieht den Erzengel, für die Gestalt, die er wirklich ist. Für ihn ist der Engel nicht inkognito, sondern ein Bote Gottes. Raphael hat ihm dementsprechend nicht nur die Fähigkeit des Sehens wiedergegeben, sondern auch die des Erkennens. Es wird berichtet, dass die Mutter aufhört zu weinen, als Tobit ihr erzählt, ihr Sohn werde von einem guten Engel begleitet. Sie legt also ihre Hoffnung in die Existenz von Raphael, dem sie uneingeschränktes Vertrauen schenkt, dem der Vater den gemeinsamen Sohn anvertraut. Aber ist es wirklich wichtig, ob Raphael der Erzengel Raphael ist? Eigentlich nicht. Raphael kann rein unserer Vorstellung entspringen, kreiert je nach Situation, in der wir ihn brauchen, vorgestellt je nach Kontext. Für Tobit und Hanna ist es wichtig, ihren Sohn jemandem anzuvertrauen, von dem sie sicher sein können, dass er Tobias eine gute Begleitung ist. In diesem Fall ist es Raphael. Raphael, den Tobit nach seiner Herkunft fragt, um sich vergewissern zu können, dass Raphael aus einem guten, gottestreuen Haus stammt. Aber Raphael, noch bevor er über seine Vorfahren berichtet, kritisiert Tobits Frage. Es spielt keine Rolle, woher er kommt, solange er Tobias als treuer Gefährte begleiten werde. Und bei dieser Antwort trifft Raphael den Nagel auf den Kopf: es ist unwichtig, woher wir kommen, wer unsere Vorfahren sind. Der Spruch: “Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm” ist hinfällig. Es kommt darauf an, was wir aus unserem Leben machen, wie wir unserem Gegenüber begegnen und wie wir handeln. Das Gute in einer Person lässt sich nicht definieren durch ihre Herkunft, sondern durch unsere individuellen Absichten und Taten. In Harry Potter sagt Albus Dumbledore einmal: “It’s our choices that show who we truly are, far more than our abilities …”. Hier könnte man noch einen “and origins” hinzufügen. Harry wächst nach dem Tod seiner Eltern bei seiner Tante und seinem Onkel auf, den Dursleys, und erlebt dort zehn schreckliche Jahre, in denen er kein wirkliches Zuhause findet, keine Freunde hat und keine Elternfigur, an die er sich wenden kann. Und trotzdem verändert diese Erfahrung ihn nicht zum Negativen, ja, eher im Gegenteil. Es wäre keine Rechtfertigung, eine schlechte Kindheit mit abstoßenden Verwandten gehabt zu haben, und aufgrund dieser negativen Erfahrungen andere ebenfalls schlecht zu behandeln (vgl. Heathcliff). Was ich hiermit sagen will: unsere Herkunft spielt in der Frage, wer wir selber sind, keine Rolle. Sie kann uns beeinflussen, aber sollte niemals die Macht haben, uns die Entscheidung wegzunehmen, wer wir sind und was wir tun. Das liegt in unseren Händen. Raphael begleitet Tobias, ohne dass Tobias von seiner Herkunft etwas preisgeben muss. Er begegnet ihm auf einer Augenhöhe ohne Vorurteile und lässt Tobias sich selbst durch sein Verhalten definieren. Folgen wir nun diesem Gedankengang, stellen wir fest, dass es nicht wichtig ist, woher Raphael kommt. Ob dieser nun ein Bote Gottes ist, oder nicht. Er verhält sich wie ein Engel und ist Tobias’ unbedingter Reisebegleiter nach Rages. Wie echt Raphael als Engel wirklich ist, ist unwichtig. Vielleicht entspringt er unserer puren Vorstellungskraft. Vielleicht existiert er tatsächlich. Wie auch immer. In Tobits Fall personifiziert er das uneingeschränkt Gute, die Vorurteilslosigkeit und die Nächstenliebe. In gewisser Weise nimmt ein Engel eine multifunktionale Rolle ein. Je nach Kontext stellen wir uns eben das vor, was wir brauchen. Ob nun einen Schutzengel im Leben, der seine Flügel bei Gefahr um uns legt wie einen schützenden Schild und der die Augen offen hält, während wir unsere fest zusammenkneifen können. Oder ob es der Engel ist, der im jüngsten Gericht uns den Weg in den Himmel versperrt (insofern wir an das Konstrukt Himmel und Hölle glauben). Dieser könnte rein theoretisch ein und der selbe Engel sein, einmal zu unseren Gunsten, das andere Mal zu unseren Ungunsten. Aber genau diese Ambivalenz einer einzigen Engelsfigur zeigt doch, dass ein Engel ein abstraktes Wesen ist, das wir uns kreiert haben, um durch das Leben zu gehen. Ein Engel ist die Projektion unserer Wünsche nach dem Guten und Reinen, nach Frieden und Gerechtigkeit. Nach eben den Idealen, nach denen wir uns sehnen. Die Ideale, die uns antreiben, gut zu handeln. Mit anderen Worten: die Kreation eines Engels, tatsächlich oder nicht, bedeutet für uns die Motivation, aktiv Gutes zu tun. Denn durch sie sehen wir die Welt, wie wir sie zukünftig gerne hätten. Genau darauf hoffen wir: auf das Zukünftige, auf das, was kommen wird. Vielleicht haben wir bereits bunte Träume, konkrete Ziele, uns unseren Weg ausgemalt. Vielleicht starten wir aber auch in einen “grauen Nebel”, durch den hindurch wir den Pfad nicht sehen können und hoffen, den nächsten Schritt sicher zu bewältigen, unseren Fuß richtig zu setzen. Aber was ist schon richtig? Was ist schon ein geplanter Weg, der nicht existieren kann, weil wir “sehen, dass wir nichts wissen können”? Wie es weiter geht? Keine Ahnung. Wir haben glücklicherweise unzählige Möglichkeiten, unseren Pfad fortzusetzen, ohne dass einer dieser Wege, Pfade oder Steige richtiger oder besser ist, als ein anderer. Aber danach können wir unsere Zukunft auch nicht messen. Wir hoffen auf die Zukunft und darauf, dass sich alles fügen wird, wie auch immer diese Fügung schließlich aussehen mag. Václav Havel, der erste Präsident der Tschechischen Republik hat einmal gesagt: “Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.” Wir können nicht mit Sicherheit Aussagen über Dinge machen, die noch nicht geschehen sind, aber Mut haben, ein Wagnis einzugehen, uns dennoch auf den Weg zu machen, egal was passieren wird und einfach hoffen, dass das, was passiert, einen Sinn haben wird. Auch Tobias macht sich auf den Weg. Er kennt das Ziel, aber was ihn dort oder auf dem Weg begegnen wird, weiß er nicht. Er hat Hoffnung auf das Zukünftige, ohne zu wissen, was ihn erwarten wird. Er vertraut auf Gott und darauf, von Gott sicher geleitet zu werden, begleitet von Raphael, dem von Gott gesandten Boten. Tobias vertraut und glaubt und Gott schickt ihm seine Kraft, für Tobias im ersten Moment vielleicht nicht sichtbar, aber dennoch steht ihm Raphael, und durch ihn Gott, zur Seite und begleitet ihn auf seinen Wegen.In Grunde ist ein Engel also viel weniger eine unserer Einbildung entsprungene Federgestalt mit Heiligenschein, die in der Engelswerkstatt unsere Weihnachtsgeschenke bastelt und Spekulatius bäckt, sondern der Glaube, dass stets jemand da ist, uns zur Seite zu stehen, auch wenn wir diese Person nicht immer wahrnehmen können oder wollen, uns den Rücken deckt und eine Schulter anbietet, eine Person, durch deren Existenz wir nicht allein sind. Aber ob diese Gestalt nun Flügel hat oder nicht, ob diese Gestalt unserer Phantasie entspringt oder real ist — spielt das eine Rolle? Der Mensch ist ein soziales Wesen, daran führt kein Argument vorbei. Auf Dauer ganz alleine sein, das entspricht nicht unserer Natur. Wir brauchen jemanden, der da ist, ob nun fiktiv oder nicht. Aber umgekehrt bin nicht nur ich es, die jemanden braucht, der ihr zur Seite steht, sondern auch du. Auch du brauchst einen Engel. Und natürlich können wir Glück und Zufall herausfordern und darauf warten, durch Zufall einen Schutzengel zu haben, der uns zur Seite steht, oder wir können die Initiative ergreifen, selbst Engel zu sein. Selbst der Schutzengel von jemand anderem sein. Selbst für unsere Mitmenschen da zu sein. Selbst jemandem zur Seite zu stehen und ihm den Rücken decken. Selbst die Schulter anbieten. Selbst jemandem Trost und Hoffnung spenden. Selbst Raphael sein und uns als Reisebegleitung anbieten, genauso wie anzunehmen, dass es jemanden gibt, der das gleiche mit uns macht, und nicht mit Abweisung zu reagieren, sondern mit stiller Dankbarkeit und mit Vertrauen. Diese Predigt wurde verfasst und gelesen von Johanna Böttiger, Q12. Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … thinkware AbiturPredigt
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