Der Krug geht so lange zum Brunnen 09.04.201020.10.2019 … bis er bricht. Ich beobachte nun schon seit ein paar Wochen mit sehr gemischten Gefühlen den „Stellungskrieg“, der zur Zeit zwischen Apple und Adobe, zwei Giganten der IT-Welt so vor sich geht – und den Auswirkungen, die dies für den Endanwender wie mich hat. Es beginnt damit, dass Apple für seine mobilen Kleingeräte wie iPod und iPhone kein Flash erlaubt, obwohl dies doch ein weit verbreitetes Format ist. Auf dem Flash-Format hat Adobe die Finger. Während man PDF lizensierte und auch mittlerweile einen Anschluss an den Exchange Server von Microsoft zulässt, sperrt man sich in Kalifornien bei Apple, wenn es um Flash geht. Zu Recht? Vielleicht, denn Flash steht in den berechtigten Ruf, sehr prozessor- und leistungshungrig zu sein. Leistung aber ist etwas, von dem die Mobilgeräte nicht viel haben, zumindest nicht für lange Zeit, denn Flash frisst Akkus. Das mag der Grund sein, warum man bei Apple zwar Flash auf dem Laptop und den stationären Rechnern erlaubt, aber nicht auf iPhone und iPad. Die heutigen Laptops können das ab. Dafür spricht auch, dass – zumindest in der Sichtweise der Ingenieure und Entscheidungsträger in Cupertino – Laptops und Desktop-Rechner der Vergangenheit angehören. Diese sind Technik von gestern, sie sind klobig und kompliziert, haben viele Schnittstellen und müssen dauernd gewartet werden. Ja, selbst ein Mac will ab und zu mal ein Update. Mit anderen Worten: trotz des angestrebten Schrumpfungsprozesses lassen sich diese Teile nicht weiter miniturisieren. Da ist beim Netbook Schluss, und wer schon mal einen erwachsenen Menschen gesehen hat, wie er gekrümmt auf einen rasierspiegelgroßen Bildschirm starrt und auf etwas mehr als stecknadelgroße Tasten tippt, der weiß, dass auch Netbooks die Grenze des ergonomisch Zumutbaren schon überschritten haben. Daher dreht man bei Apple mit dem iPad den Spieß um. Statt weiter zu verkleinern, hat man vergrößert. Nämlich das Smartphone. Herausgekommen ist das iPad, von dem manche Zeitungsverlage schon sprechen, als handele es sich um den heiligen Gral. Es ist ein neues (und zugleich altes) Technikparadigma: Ein Netbook ist der Sieg der Ingenieursleistung über die Natur, ein Smartphone ist eine Kommunikationsmaschine. Diese braucht mehr als nur eine weitere „Optimierung“ vorhandener Technik oder bei programmen eine neue Oberfläche. Den Fehler hat Microsoft mit Vista/Longhorn lernen müssen: Irgendwann beginnt man damit Technik hinter Technik herzuwerfen: Tolle Effekte und Programme verlangen nach neuen Rechnern, diese wiederum nach neuen Treibern, diese nach neuen Spielen, diese nach schickerer Software … usw. usf. Das Moore’sche Gesetz gilt nicht mehr. Intel hat es erkannt, man strickt seit jahren an ganz anderen Prozessoren als noch zur Pentium-Zeit. Nur bei Adobe ist da etwas stehen geblieben. Man verbessert das Flash-Format und gibt sich große Mühe, es hardware-naher zu kodieren, besser bestimmte Grafikkarten auszunutzen um mehr Leistung heraus zu kitzeln1. Ich muss zugegeben, dass ich lange gebraucht habe, um Adobe die Einstellung der Mac-Version des Framemaker zu verzeihen (das ist jetzt kein Problem mehr dank Virtualisierung), aber Framemaker war nicht das einzige Produkt, dass man dort aufgrund der geringen Verbreitung des Mac einstellte – obwohl gerade im Medienbereich der Mac traditionell zahlreiche Anhänger hat. Das vergisst ein Steve Jobs aber nicht. Vor fünf Jahren schrieb John Gruber über Adobe: Adobe is clearly behaving like a monopolist in the print and imaging categories. It strikes me as much more plausible that they’ve acquired Macromedia to strengthen their hold on the markets they already dominate than as an effort to expand into new markets like the web. When is the last time Adobe has unveiled anything truly innovative for the graphics-and-design market? InDesign 1.0? That was nearly five years ago. […]. But the main reason Adobe Systems has been a success is that they created and developed terrific, innovative software. Engineering talent isn’t enough; you need passion for innovative products at the top of a company. If that spirit continues to wither, Adobe will continue its slide into mediocrity, and will become just another software company. (Daring Fireball: The Fish rots from the Head) Ich bewundere die Firma immer noch für die Fähigkeit der Programmierer, Effizienz und Ästhetik miteinander zu verbinden, und für die Erfindung des PDF und die Revolutionierung der Druckindustrie. Aber bei Apple scheint man weiter zu blicken. Mit Flash stirbt Adobe. UPDATE: Adobe AIR ist eine grandiose Sache. Es verbindet Flash, PDF und HTML zu einer tollen neuen Funktion wie der Online-Hilfe, bei der man direkt auf das druckbare PDF ausweichen kann, einzelne Texte kommentieren und die Kommentare anderer Nutzer lesen kann. Für Redakteure ein Traum, die interaktive Dokumentation einschließlich Film. Aber eben nur ein Traum, denn es basiert auf Flash und zahlreiche Kunden in der Industrie lehnen das ab, weil sie sich eine eigene Runtime installieren müssen oder der IT-Verantwortliche kein Flash zulässt. Da steckt noch viel Potenzial und Aufklärungsarbeit für Adobe drin. Das iPad ist nur ein kleiner Teil. Leider hat Adobe darauf bislang sehr viel Ressourcen verwendet. Und nun kommt der Leberhaken… Nicht nur Mac-User sind von der fehlenden Unterstützung des umgestrickten Flash 10.1 betroffen, auch Besitzer von weniger verbreiteten Grafikkarten haben aufgrund mangelnder Unterstützung das Nachsehen ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailBlueskyMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … macOS AdobeFlash
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