Kampf um die Dummheit 08.03.201103.11.2018 Das klingt zunächst bedrohlich, was heute.de da vermeldet: Interne Dokumente einer amerikanischen IT-Sicherheitsfirma belegen, dass Spezialisten an einer Software zur Manipulation sozialer Netzwerke arbeiten. Künftig könnten Diskussionen in Blogs, Foren und Internetseiten massiv im Sinne von Unternehmen und Regierungen beeinflusst werden. (heute.de) Das scheint ja nun ein wahres Eldorado für die Spin-Doktoren zu sein: Ein neues Medium als Plattform der gezielten Meinungsmache. Nachdem man es im Fernsehen vormachte, wie sich Stimmung machen lässt, indem Inhalte bis zur Unkenntlichkeit eingedampft werden und damit zwar nicht gelogen, aber implizit verfälscht werden können, ist jetzt „das Internet“ dran: Die PR-Tröpfe schreiben für ihre Herrchen, auf dass sie in einem besseren Licht dastehen mögen. Das ist ganz alter Hut. Früher malten die Portraitmaler ihre Auftraggeber in vorgefertigte Schablonen ein, retuschierten die Physiognomie und machten sie so beeindruckender, als sie in Wirklichkeit waren. Später übernahmen dies die Portraitfotografen. Aber sowohl Ölgemälde als auch Fotos – und Fernsehen – besitzen einen Unterschied zum Internet, der diesen PR-Spinnern noch gar nicht aufgefallen zu sein scheint: Es sind Einbahnstraßen. Die Darstellungen werden von einem erlauchten Kreis der zuarbeitenden Schranzen angefertigt und stehen dann einem Publikum zur reinen Rezeption zur Verfügung. Je mehr und je dichter die Informationswellen aufeinander folgen, desto mehr bewegt sich die Meinung in die gewünschte Richtung. Wie eine Fahne auf dem Mast. Die Meinungsmacher sind der Wind, die Fahne ist das Medium und die Rezeptienten sind die Zuschauer unten auf dem Boden. Das ist ein Webfehler. Das Internet ist eben im Unterschied zu den rein auf Rezeption ausgelegten Medien keine Einbahnstraße. So wie nicht der Buchdruck, sondern auch die Aneignung der Lesefähigkeit die Mündigkeit des Rezepienten befördert hat1, so ist die Möglichkeit der Benutzer, sich aktiv im Internet zu bewegen, der größte kulturelle Schub des Mediums Internet. Außer natürlich man kann verhindern, dass der User sich frei bewegen und sich seine Meinung daher selbst bilden kann. Das gelingt aber nur, indem man ihn bewusst dumm hält, ihm den Verzicht auf die freie Meinungsbildung als Vorteil verkauft, an seine Eigenschaft als dummer Konsument appeliert und ihn zum Konsumvieh degradiert. Dann ist das Internet eigentlich nur noch ein anderer Kanal, um in das stumpf vor sich hinbrütende Gehirn des Rezipienten zu gelangen. Es ist der Kampf um die Dummheit des Users. Das hat aber schon beim Lesen nicht funktioniert: die Menschen lesen nicht nur das, was man ihnen vorsetzt, sie lesen das, was sie wollen. Und sie werden auch im Internet das anklicken, was sie wollen, nicht das, was man ihnen vorhält. Und das ist meines Erachtens die größte kulturelle Leitung Martin Luthers gewesen: die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache ↩Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … Politik
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