Topics: Informationshäppchen hirngerecht servieren 07.01.201528.11.2018 Vor allem im Bereich der Software-Dokumentation ist es oft überraschend, wie viel wir von der Materie zu verstehen glauben und wie wenig wir davon tatsächlich anwenden können. Das liegt aber nicht an der menschlichen Intelligenz, sondern an unserem mentalen Verdauungsapparat: Unser Gehirn hat eine begrenzte Kapazität. Nur Überforderung? Als Anwender vor allem im Bereich der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, die heutzutage meist über computergestützte Prozesse abläuft, sind wir oft völlig überfordert von den Möglichkeiten, die so ein kleiner Chip bietet. Ob Akkuschrauber oder Wäschetrockner, Reisewecker oder Telefon: Diese kleinen und großen Helferlein sind mit einer überwältigenden Vielzahl an Möglichkeiten ausgestattet, die wir kaum überblicken können. „Brauche ich doch alles nicht!“ – „Das mache ich doch so, dafür muss ich keinen Computer programmieren!“ – Wirklich? In vielen Bereichen des täglichen Lebens kommen wir gar nicht mehr ohne Technik aus, in denen nicht mindestens ein kleiner Chip werkelt: Ob Wettervorhersage oder Straßenverkehrsbericht, Lebensmittelversorgung oder Wasserreinigung. Und selbst wenn wir es wollten: Eine Rückkehr ist uns nicht mehr möglich.Wir müssen aber lernen, damit umgehen zu können. „Wie schreibt man Papa?“ Es ist nämlich möglich, uns das Wissen, das zur sinnvollen Nutzung der Maschinen erforderlich ist, situativ und kontextabhängig anzueignen. Nicht, indem wir stundenlang Texte lesen oder Filme ansehen, sondern indem wir das Wissen in kleine Informationshäppchen zerlegen um so die große Wissenslücke in kleine zu zerlegen. Immer, wenn eine bestimmte Fragestellung auftaucht („Wie speichert man die Telefonnummer?“), versuchen wir nämlich, eine Lücke zu füllen. Und zwar nur diese eine, die in diesem Kontext auftaucht. In diesem Punkt unterscheiden wir Erwachsene uns nicht von kleinen Kindern, die schreiben lernen wollen: sie beginnen nämlich damit, ihren eigenen Namen schreiben zu wollen und lernen die dazu benötigten Buchstaben, nicht das ganze Alphabet. Das Wissen um die Buchstaben wird zuerst im Zusammenhang des eigenen Namens erworben und erst später ergänzt, sobald es notwendig ist. Sobald genügend Lücken gefüllt sind, versuchen wir möglicherweise vorhandene Muster und Zusammenhänge zu erkennen – wir lernen selbstständig dazu. Der Geist in der Maschine So wie ein Kind zunächst nur die Buchstaben lernt, die für seinen eigenen Namen notwendig sind, eignet sich der Benutzer einer neue Maschine oder Software zunächst nur das Wissen an, das für die Bewältigung einer unmittelbaren Aufgabe relevant ist. Dies gilt vor allem für Software. Sie erscheint uns unheimlich, weil unsichtbar. Wir sehen nur ihre Darstellung auf einem Bildschirm. Wir wissen nicht, wozu die Software „hinter der Maske“ fähig ist. Wir sind konfrontiert mit dem Dilemma, mit Hilfe der Software eine Maschine nutzen zu müssen, deren wesentlichen Bestandteile wir nicht erkennen und uns auch nicht erklären können. Diesem Dilemma können sich Nutzer auf unterschiedlichen Weisen stellen: Sie ignorieren alles, was mit Software zu tun hat und können daher auch deren Nutzen nicht erkennen. Oder sie versuchen sich spielerisch aber ungerichtet dem Gebrauch zu nähern. Dies ist nicht nur zeitaufwändig, sondern häufig auch nicht reproduzierbar („Da gab es diesen Button, aber ich weiß nicht mehr wo!“). Beides aber führt in den meisten Fällen dazu, dass wir die Vorteile, die uns aus dem Gebrauch erwachsen können, nicht wirklich erkennen und nutzen können. Wir arbeiten unproduktiv. Wie gehen Technische Redakteure mit diesem Problem um, da es doch zu ihren Aufgaben gehört, genau jene Kluft zwischen den Möglichkeiten einer Software und den Ansprüchen und Erwartungen ihrer Benutzer zu überbrücken? Vor allem, wenn sie selbst Nutzer sind und keine Programmierer? Portionierung Ganz einfach: Wie schon der Lügenbaron zu Münchhausen in einer ihm zugeschriebenen Geschichte muss auch der Technische Redakteur lernen, sich sprichwörtlich an seinen eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Indem er das Wissen und die Erfahrung mit der zu beschreibenden Software in kleine Häppchen portioniert. Und zwar in jene Informationshäppchen, auf die der Nutzer zurückgreifen kann, sollte er Gefahr laufen, vor einer Frage zu stehen, die sich nicht spielerisch oder durch Ignoranz beantworten lässt. Die Informationshäppchen, „Topics“ genannt, können Text, Bilder und Filme enthalten, weiterführende Verweise oder alles zusammen. Sie sind weniger eine Produktbeschreibung als vielmehr ein Nachschlagewerk. Denn kein Benutzer einer Software liest das Handbuch durch. Keiner. Topics entsprechen mehr der Art von Auskünften, wie man sie von einem gut geschulten Support erhält: Gerade soviel Information, dass man die weiteren Schritte durchführen kann – und so wenig, dass man von der eigentlichen Aufgabe nicht abgelenkt wird. Es sind jene kontextualen Wissenslücken, die Topics füllen können. Wie man ein komplexes Thema in Topics unterteilt, habe ich schon an anderen Stellen beschreiben (siehe Anlagendokumentationen planen und steuern: Erst denken, dann schreiben und Antizipatives Schreiben: Weiter als der eigene Horizont). Wie man das mit Software lösen kann, erfahren Sie in dem Beitrag Topic-basiertes Schreiben mit MadCap Flare. Teilen mit:MastodonWhatsAppE‑MailMehrDruckenLinkedInTelegramPinterestGefällt mir:Gefällt mir Wird geladen … dokumentation FlareInterfaceStrukturierung
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