Sustainable Design in der Technischen Dokumentation 21.06.200930.05.2022 Um es gleich vorweg zu schicken: ich bin auf dieses Modewort gestoßen als ich auf der Website von Adobe in deren neuestem Projekt „Adobe XD“ stöberte. „Sustainability“ wird allgemein mit „Nachhaltigkeit“ übersetzt, hat aber gegenüber dem deutschen Begriff eine eher positive Konnotation von Effizienz und vorausschauendem Handeln. Dieses Thema ist auch für Adobe neu und begründet sich vermutlich aus einer Aufbruchsstimmung, die mit einer empfundenen Wirtschafts- und Sinnkrise zusammenhängt: Wir leben insgesamt über unsere Verhältnisse. Nicht so sehr in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern in ökologischer. Wirtschaftliche Probleme lassen sich meist lösen oder zumindest abmildern. Verbrauchte Ressourcen dagegen sind weg. Für immer. Daher befasste sich auch der Workshop zum „Sustainable Design“ mit der Frage, wie Designer und Diejenigen, die gerne mit den Kreativprofis gleichgesetzt werden, mit diesem Problem umgehen und ob sie einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten können. Dass von Adobe just diese Gruppe angesprochen wurde, ist natürlich mehr als naheliegend, ist es doch die Hauptzielgruppe der Adobe-Produkte. Die Frage lautete demzufolge auch, wie eine Firma wie Adobe zu einem nachhaltigen Design beitragen kann. Für mich stellte sich dabei eher die Frage, warum sich nur Designer und Kreative mit der Frage beschäftigen sollten, und nicht die Informationsarbeiter, die tagtäglich auf mehreren Ebenen mit Informationsdesign zu tun haben. Die Aufgabe eines Technischen Redakteurs mag zwar auf den ersten Blick unüberschaubar und vielfältig sein, sie kreist aber letztendlich immer um die Frage, wie Informationen zu technischen Produkten aufgearbeitet werden müssen. Das Produkt soll nicht nur sicher und bestimmungsgemäß verwendet werden – das ist die Mindestanforderung – sondern auch in einem weiteren Sinn das Leben des Benutzers verbessern und bereichern. Es wäre nun aber zu kurz gegriffen, Nachhaltigkeit im Dokumentationsdesign darauf zu beschränken, auf ein paar bunte Seiten zu verzichten. Oder das Handbuch nur noch in DIN A5 statt DIN A4 auszugeben (auch das wäre mitunter ein Beitrag), sondern sich bei jedem Arbeitsschritt Gedanken dazu zu machen, wie er energie-effizienter und Ressourcen schonender durchgeführt werden kann. Diese Gedanken sollten sich nicht nur auf den Ausgabeprozess, also das Produkt beschränken, sondern auf den gesamten Entstehungsprozess. Und der unterscheidet sich bei Technischen Redakteuren nicht wesentlich von dem der „Kreativprofis“. Und es muss auch nicht unbedingt das Umkrempeln des bisherigen Prozesses bedeuten, sondern meist genügt eine graduelle Anpassung, die große Wirkung zeigt. Es ist ja nicht nur der ökologische Faktor, sondern auch der betriebswirtschaftlich machbare und Erfolg versprechende, der eine nachhaltigere Dokumentation bewirkt. Nachhaltigkeit beruht nach allgemeinem Verständnis aus den drei Faktoren oder „Säulen“ ökologisch, ökonomisch und sozial. Durchleuchten wir also mal den gesamten Dokumentationsprozess unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit: Voraussetzungen Habe ich die für die Umsetzung des Projekts notwendigen Werkzeuge (Software und Hardware)? Oder bin ich vielleicht „oversupplied“? Muss es für das Projekt unbedingt der schnellste Rechner und die neueste Software sein? Komme ich an eine günstigere Version heran, die vielleicht auch für die folgenden Projekte ausreicht? Kann ich einen ähnlichen Wirkungsgrad auch mit einer leistungsschwächeren (und auch verbrauchsgünstigeren) Ausstattung erreichen? Ich muss keinen Drucker benutzen, der 120 Seiten in der Minute ausspucken kann.Und ich brauche auch keinen Rechner mit absoluter Highend-Ausstattung und eine Maschine für jedes Betriebssystem. Eine Virtualisierung nur wenig langsamer und spart Hardware einschließlich Pflege und Administration. Meist reicht auch ein Laptop. Der ist nämlich auf Energie-Effizienz getrimmt. Recherche Wie werden die Informationen zusammengetragen? Kommen sie auf Papier oder digital? Kann ich Medienbrüche vermeiden, kann ich den Input auf wenige Medien reduzieren und konzentrieren?Kann ich Unterlagen immer digital einfordern, Kommentare und Absprachen per E‑Mail oder Chat durchführen, schon damit ich nicht in einer Flut aus Zetteln und Telefonnotizen untergehe? Termine können zentral geführt (siehe auch Getting Things Done) und Aufgaben sowie Teilschritte dort fixiert werden. Das beschleunigt nicht nur das Auffinden der relevanten Informationen, sondern erleichtert auch die Zuordnung.Muss ich für jede Frage vor Ort sein? Kann ich Wege sparen durch sinnvolle Gruppierung der Fragen und Information (beispielsweise durch eine aktive Kommunikation per E‑Mail oder Chat? Erfassung Kann ich die Informationen so strukturieren, dass sie in kleinen Einheiten in sich geschlossen bleiben? Damit kann ich bereits in der Struktur eine Flexibilität erreichen, die eine spätere Änderung oder Ergänzung erleichtert – und damit den gesamten Recherche- und Erfassungsprozess beschleunigt? Mir vielleicht dann auch Wege spart zum Kunden?Kann ich die Informationen so anlegen, dass sie auch für weitere Modelle gültig sind? Kann ich allgemeine Bestandteile der Dokumentation (Rechtliche Hinweise, Impressum etc.) ausgliedern aus dem Korrekturprozess und vielleicht vorab schon freigeben lassen? Das spart später im Korrekturlauf Übertragungszeit und Bearbeitungszeit.Kann ich die Dokumentation so anlegen, dass ich dem Kunden nur die Informationen anbiete, die für ihn relevant sind? Der Verzicht auf Optionen, die der Kunde nicht bestellt hat, verschlankt unter Umständen die Dokumentation erheblich. Korrektur Kann ich es dem Korrekturleser zumuten, nur eine digitale Version zu bearbeiten und womöglich auf dem Bildschirm zu korrigieren? Mittlerweile ist sogar FrameMaker in der Version 9 dazu in der Lage, über den Umweg PDF Korrekturen durch Dritte zuzulassen und einzulesen ähnlich der Kommentarfunktion in Word.Ist es möglich, den gesamten Prozess bis zur Ausgabe getrennt von den anstehenden Ausgabe-Terminen zu bearbeiten? Lassen sich hier doppelte Bearbeitungsschritte (alte Version und neue Version) einsparen? Ausgabe Muss es unbedingt gedruckt werden oder bietet sich auch eine Online-Ausgabe (PDF, HTML etc.) an? Wenn es gedruckt wird: Kann es umweltfreundliches Papier sein? Kann ich auf Sonderfarben aus dem Corporate Design verzichten? Muss es überhaupt bunt sein oder genügt ein farbiges Deckblatt?Muss ich ihm alle Sprachen schicken, in der die Dokumentation vorliegt? Oder nur in der benötigten Sprache?Falls es nicht gedruckt wird: Muss ich dem Kunden eine CD-ROM schicken oder genügt auch eine Online-Fassung? Fazit Die hier aufgeworfenen Fragen erheben keinesfalls einen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie können bestenfalls als Denkanstoß dienen, da sie meist nur teilweise umsetzbar sind. Oft ist Nachhaltigkeit ein Balanceakt zwischen den drei genannten Faktoren, zwischen Idealvorstellung und der Umsetzbarkeit. Alleine die immer wiederkehrende Auseinandersetzung mit der Gretchenfrage „Wie hältst Du es mit der Nachhaltigkeit in der technischen Dokumentation?“ sollte jedoch Ansporn sein, unser Produkt, die Dokumentation, immer ein bisschen besser zu machen. 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